Germany, a history of
Das Curriculum der Sekundarstufe II sieht für den Geschichtsunterricht die Behandlung der Jahrhunderte 18-20. vor, mit Fokus auf deutscher Politik. Unglücklicherweise ist wohl das letzte Thema, dass mich interessieren könnte. Was habe ich davon, die Französische Revolution zum zweiten Mal (wenn auch nur innerhalb einer Doppelstunde, die Problematik des Grundkurses...) zu lernen, mich mit der subtilen Unterscheidung zwischen Hebertisten, Montagnards und Girondisten zu befassen (während ich außer „Vous le *§'=%& avec moi“ ;-) und „Je'm appelle“ kein Französisch kann)? Wozu sollte ich wissen, wer welche Depesche kürzte, wie aus ADAV und SAPD die SPD hervor ging? Wann Caprivi welche Reformen machte oder wer Theobald von Bethmann Hollweg war? Oder welches Gas so tödlich war, dass die Soldaten, gerade noch Pennäler, in den Gräben keine Zeit hatten ihre Masken überzuziehen? Wer mir aus dem Stehgreif sagen kann, was KSZE ist, der bekommt einen imaginären Keks.
Oberflächlich betrachtet ist der gymnasiale Stoff für eine quasi-Ausländerin äußerst irrelevant.
23 Jahre nach Liberia (aber immerhin 100 Jahre vor Bangladesh) hatte auch Deutschland sich 1871 in einen geeinten Nationalstaat verwandelt. Bezeichnenderweise ebnete ein Krieg (wieder einmal) mit Frankreich und ein ausdrücklicher Sozialstaatsfeind sowie Machtmensch den Weg dafür.
Im Versailler Schloss wurde offiziell der deutsche (sic!) Staat gegründet, ein ziemlicher Affront, der die spätere Beschimpfung (von den Nazis in spe) der Unterzeichnung des Friedesvertrags nach dem Ersten Weltkrieg als Novemberverbrechen gründlich ad absurdum führt.
[Nach Napoleon und Hitler sind die Deutschen und die Franzosen mittlerweile im Prinzip beste Freunde.
Dass es sinnvoller ist, mit seinen direkten Nachbarn Frieden zu schließen haben die Araber noch nicht begriffen. Ich warte auf den Tag, an dem es (an das dt.-frz. Vorbild angelehnt) es einen israelisch-iranischen Freundschaftsverein gibt, das ägyptische Militär seine Offiziersanwärter zum Austauschsemester an die Universität in Tel Aviv schickt und die libanesische Präsidentin (ein sehr ferner Traum) vom israelischen Premier mit Handkuss (Sarkozy [Sahr-koo-'see, nicht Sarr-'kow-ssih wie man es z.B. in Sachsen und Thüringen manchmal findet] lässt grüßen) empfangen wird.]
Wollen wir noch einmal zum Namensgeber für marinierten Fisch zurückkommen.
Wie ein Geschichtsprofessor im Seminar einmal flüsterte fing „mit Bismark die ganze Scheiße an“. Nämlich, die Trennung von Demokratie und Nationalstaat. (Spätestens aber mit Kaiser Wilhelm, dessen Militärkult in Christbaumschmuck in Handgranatenform gipfelte)
Die US-Amerikaner - die-hard patriots, was wohl verständlich ist, wenn man einerseits sich sein Land aus kleinen Siedlungen an der Küste aufgebaut hat, andererseits eine Nation aus Immigranten ist, die irgendwie auf einen gemeinsamen Nenner kommen muss - sehen sich als Hüter der Demokratie, und das weltweit. Leider zielen sie manchmal schlecht, was Kambodscha erfahren mussten. Dann wiederum treffen sie vorzüglich, was man an Nagasaki/Hiroshima erkennen kann.
Die Franzosen sind so stolz auf ihr Land, dass man mit Blicken erstickt wird, sobald man es wagt ein englisches Wort zu benutzen, auch wenn die Alternative eine zwecklose Verständigung mit allen Gliedmaßen ist.
In England nimmt man die ganze Innenpolitik with a grain of salt und Selbstironie, die Orientierung eines Briten kann man anhand seiner Tageszeitung festmachen(Guardian oder „Tory“graph) und die Supermärkte quellen über mit lokal produzierten Waren.
Fragt man dagegen einen Deutschen auf der Straße, was er von einem Nationalstaat hält, beginnt er zu schwitzen, mustert den Fragenden misstrauisch auf Springerstiefel, stottert maximal etwas von Bier und WM und macht sich aus dem Staub. Allerdings kann auch der Fall eintreten, dass der Interviewpartner von der Großartigkeit Deutschlands schwärmt. Dann fängt der Frager an zu stottern und sich nach einem Fluchtweg umzublicken.
In vielen Ländern, die ich kenne, singt man häufig die Nationalhymne, in Ecuador und im Libanon unter anderem morgens vor Schulbeginn. Hier kennt man sie ja nicht einmal, von FußballspielerInnen einmal abgesehen.
Im Vergleich zu manchen anthems ist die deutsche noch harmlos. “brüderlich” [leider nicht auch schwesterlich, eine entsprechende Anpassung ist sicher genauso nötig wie die “Bibel in geschlechtergerechter Sprache”] soll da Freiheit, Recht und Einigkeit geschaffen werden, mit “Herz und Hand”, nicht durch Demagogen und G3. Also kein Anlass zur Sorge. Den Teil mit “des Glückes Unterpfand” verstehe ich sprachlich nicht ganz, aber das ist zweitrangig.
Der “Nazi-Teil” aus der ersten Strophe mit unglücklichen imperialistischen, kriegerischen und expansionistischen Konnotationen “Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt!” [Übrigens nicht vom NS-Regime eingeführt, sondern bereits in der Weimar Republik] gehört nicht in den offiziellen Text [Obwohl die NPD und diese komische Nationalfront, die überall Sticker ranpappt, das gerne sehen würden.], überschattet aber die gesamte Bedeutung.
Aber seien wir ehrlich – das wäre schon nervig, immer bei Schulbeginn singen zu müssen.
In Frankreich gab es erwähnte äußerst kopflose Revolution, bei der die Ideale im Blut der Willkür ertranken. Die Kulturrevolution in China machte Menschen zu Pflugscharen. Die amerikanischen Ureinwohner fielen der Expansion der States buchstäblich zum Opfer. In England hat man „Hexen“ im Gefängnis vergewaltigt. Jeder hat eine blutige Vergangenheit.
Wie Michael Mittermeier sinngemäß einmal zum Irakkrieg sagte - „Danke, endlich wird jemand [die USA] mehr gehasst als Deutschland.“ Die Welt aber hasst Deutschland nicht – nicht oft, zumindest. Nur die Leute hier hassen sich selbst, weil sie im Bezug auf die Vergangeheit ein wenig masochistisch sind.
Verantwortwortung für die Verbrechen des Dritten Reichs trägt von den heute Lebenden nahezu niemand mehr, alle damaligen Täter sind tot oder verurteilt. Wir sind dann SCHULD (und diese Schuld tragen wir alle mit), wenn wir wegsehen, wenn HEUTE Rechte am Werk sind - die Shoah (a.k.a. Holocaust) verleugen, Agit-Prop auf Schulhöfen verteilen, ausländische Mitmenschen zusammenschlagen oder verfassungswidrig sich einschleichen. Keine pathetischen Gesten, keine jährlichen Exkursionen zu Gedenkstätten und wohl auch kein soziales Jahr in Israel werden das soziale Klima verbessern.
Oberflächlich betrachtet ist der gymnasiale Stoff für eine quasi-Ausländerin äußerst irrelevant.
23 Jahre nach Liberia (aber immerhin 100 Jahre vor Bangladesh) hatte auch Deutschland sich 1871 in einen geeinten Nationalstaat verwandelt. Bezeichnenderweise ebnete ein Krieg (wieder einmal) mit Frankreich und ein ausdrücklicher Sozialstaatsfeind sowie Machtmensch den Weg dafür.
Im Versailler Schloss wurde offiziell der deutsche (sic!) Staat gegründet, ein ziemlicher Affront, der die spätere Beschimpfung (von den Nazis in spe) der Unterzeichnung des Friedesvertrags nach dem Ersten Weltkrieg als Novemberverbrechen gründlich ad absurdum führt.
[Nach Napoleon und Hitler sind die Deutschen und die Franzosen mittlerweile im Prinzip beste Freunde.
Dass es sinnvoller ist, mit seinen direkten Nachbarn Frieden zu schließen haben die Araber noch nicht begriffen. Ich warte auf den Tag, an dem es (an das dt.-frz. Vorbild angelehnt) es einen israelisch-iranischen Freundschaftsverein gibt, das ägyptische Militär seine Offiziersanwärter zum Austauschsemester an die Universität in Tel Aviv schickt und die libanesische Präsidentin (ein sehr ferner Traum) vom israelischen Premier mit Handkuss (Sarkozy [Sahr-koo-'see, nicht Sarr-'kow-ssih wie man es z.B. in Sachsen und Thüringen manchmal findet] lässt grüßen) empfangen wird.]
Wollen wir noch einmal zum Namensgeber für marinierten Fisch zurückkommen.
Wie ein Geschichtsprofessor im Seminar einmal flüsterte fing „mit Bismark die ganze Scheiße an“. Nämlich, die Trennung von Demokratie und Nationalstaat. (Spätestens aber mit Kaiser Wilhelm, dessen Militärkult in Christbaumschmuck in Handgranatenform gipfelte)
Die US-Amerikaner - die-hard patriots, was wohl verständlich ist, wenn man einerseits sich sein Land aus kleinen Siedlungen an der Küste aufgebaut hat, andererseits eine Nation aus Immigranten ist, die irgendwie auf einen gemeinsamen Nenner kommen muss - sehen sich als Hüter der Demokratie, und das weltweit. Leider zielen sie manchmal schlecht, was Kambodscha erfahren mussten. Dann wiederum treffen sie vorzüglich, was man an Nagasaki/Hiroshima erkennen kann.
Die Franzosen sind so stolz auf ihr Land, dass man mit Blicken erstickt wird, sobald man es wagt ein englisches Wort zu benutzen, auch wenn die Alternative eine zwecklose Verständigung mit allen Gliedmaßen ist.
In England nimmt man die ganze Innenpolitik with a grain of salt und Selbstironie, die Orientierung eines Briten kann man anhand seiner Tageszeitung festmachen(Guardian oder „Tory“graph) und die Supermärkte quellen über mit lokal produzierten Waren.
Fragt man dagegen einen Deutschen auf der Straße, was er von einem Nationalstaat hält, beginnt er zu schwitzen, mustert den Fragenden misstrauisch auf Springerstiefel, stottert maximal etwas von Bier und WM und macht sich aus dem Staub. Allerdings kann auch der Fall eintreten, dass der Interviewpartner von der Großartigkeit Deutschlands schwärmt. Dann fängt der Frager an zu stottern und sich nach einem Fluchtweg umzublicken.
In vielen Ländern, die ich kenne, singt man häufig die Nationalhymne, in Ecuador und im Libanon unter anderem morgens vor Schulbeginn. Hier kennt man sie ja nicht einmal, von FußballspielerInnen einmal abgesehen.
Im Vergleich zu manchen anthems ist die deutsche noch harmlos. “brüderlich” [leider nicht auch schwesterlich, eine entsprechende Anpassung ist sicher genauso nötig wie die “Bibel in geschlechtergerechter Sprache”] soll da Freiheit, Recht und Einigkeit geschaffen werden, mit “Herz und Hand”, nicht durch Demagogen und G3. Also kein Anlass zur Sorge. Den Teil mit “des Glückes Unterpfand” verstehe ich sprachlich nicht ganz, aber das ist zweitrangig.
Der “Nazi-Teil” aus der ersten Strophe mit unglücklichen imperialistischen, kriegerischen und expansionistischen Konnotationen “Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt!” [Übrigens nicht vom NS-Regime eingeführt, sondern bereits in der Weimar Republik] gehört nicht in den offiziellen Text [Obwohl die NPD und diese komische Nationalfront, die überall Sticker ranpappt, das gerne sehen würden.], überschattet aber die gesamte Bedeutung.
Aber seien wir ehrlich – das wäre schon nervig, immer bei Schulbeginn singen zu müssen.
In Frankreich gab es erwähnte äußerst kopflose Revolution, bei der die Ideale im Blut der Willkür ertranken. Die Kulturrevolution in China machte Menschen zu Pflugscharen. Die amerikanischen Ureinwohner fielen der Expansion der States buchstäblich zum Opfer. In England hat man „Hexen“ im Gefängnis vergewaltigt. Jeder hat eine blutige Vergangenheit.
Wie Michael Mittermeier sinngemäß einmal zum Irakkrieg sagte - „Danke, endlich wird jemand [die USA] mehr gehasst als Deutschland.“ Die Welt aber hasst Deutschland nicht – nicht oft, zumindest. Nur die Leute hier hassen sich selbst, weil sie im Bezug auf die Vergangeheit ein wenig masochistisch sind.
Verantwortwortung für die Verbrechen des Dritten Reichs trägt von den heute Lebenden nahezu niemand mehr, alle damaligen Täter sind tot oder verurteilt. Wir sind dann SCHULD (und diese Schuld tragen wir alle mit), wenn wir wegsehen, wenn HEUTE Rechte am Werk sind - die Shoah (a.k.a. Holocaust) verleugen, Agit-Prop auf Schulhöfen verteilen, ausländische Mitmenschen zusammenschlagen oder verfassungswidrig sich einschleichen. Keine pathetischen Gesten, keine jährlichen Exkursionen zu Gedenkstätten und wohl auch kein soziales Jahr in Israel werden das soziale Klima verbessern.
Almujadilah - 1. Jan, 03:30