Jesus würde hier einkaufen

Von Kindern heiß ersehnt und für viele Erwachsene mit Einkaufsstress verbunden – ist es endlich gekommen.
Von der Freude über Jesus' Geburt sind die Feiertage sicher nicht geprägt.
Für Neoheiden (und sicher einige andere in traditionellen Kontexten) ist die Wintersonnenwende/Yul auch das Fest der Wiedergeburt. Die Tage werden länger, die fruchtbarere Zeit kehrt zurück. Die Frage, warum die Geburt des christlichen Messias auf etwa den 24. Dezember datiert wurde, stellt sich fast überhaupt nicht mehr.
Für die Mehrheit der Christen in Deutschland (und ebenso England) ist nun auch der Anlass gegeben, zum einzigen Mal im Jahr die Kirche zu betreten.

Das Fest der Liebe scheint nur dann seinem Namen treu zu werden, wenn unter dem Weihnachtsbaum Dessous (an sich nicht verfänglich) oder CDs von Interpreten liegen, deren Texte Zeilen wie „wenn du mich schlägst, weil es dich erregt“ (die Lolitavariante) oder „in deinen starken Armen zu liegen“ (Volksmusikedition) beinhalten.

Der Bild-der-Frau-Pastor beweint den Verlust der „traditionellen [christlichen] Werte“ (ewig die selbe Litanei vom Werteverlust der Gesellschaft, als wäre sie eine Aktie und das Leben ein Börsenspiel), ich würde es eher Mangel an Vernunft und Altruismus nennen.

Als Muslime feiern wir Weihnachten nicht. Nach Ramadan verteile ich Kekse oder Honig (dieses süße Gelee, dass manchmal auch türkischer Nougat bezeichnet wird, was die Griechen, die die Spezialität auch kennen sicher ärgern wird) unter meinen Mitschülern; und Almosen sind wir sowieso verpflichtet zu geben (aber an Bedürftige, nicht an an verzogene, gierige Kinder/Mitmenschen ;-) ), daher sehe ich nicht die Notwendigkeit eine große Geschenkorgie zu zelebrieren. (Muslimische Kinder bekommen Geschenke – schließlich sind wir nicht die Zeugen Jehovas - aber zu anderen Anlässen.)

Ein wenig neidisch enttäuscht genervt kann man schon werden, wenn man die Berge von Gaben sieht. Mit ein bisschen Weihrauch und Myrrhe ist es da nicht getan. Vielmehr muss eine Playstation 3, Markenklamotten oder 200 Euro von der Oma angeschafft werden.
Natürlich eignen sich solche Geschenke prima zur Sozialisierung – das haben die Spielehersteller erkannt und produzieren daher Plastik-High-Tech-Küchen sowie „intelligente“ Puppen für Mädchen und Werkbänke oder Actionfiguren für den männlichen Nachwuchs. Die Eltern machen es sich einfach und erfüllen die (fremdgesteuerten und immer fordernder werdenden) Träume der Sprösslinge, ohne über die Implikationen nachzudenken.
Weihnachten ist die höhepunktliche Manifestation des Konsumdenkens. Selbst wer das Jahr über inbrünstiger Stromsparer war, lässt jetzt die Schwibbögen, Lichterketten und motorbetriebenen Pyramiden 24/7 eingeschaltet.

Jesus würde sich im Grabe umdrehen, wenn er denn eines hätte. So schüttelt er wohl im Himmel den Kopf und hält mitleidig seinen Vater davon ab, Feuer auf die Komsumgesellschaft regnen zu lassen. [Halt – falsche Kassette.]

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Nicht jeder, der einen Bart trägt, ist schon ein Weiser. (arab. Sprichwort)

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