Freitag, 15. Februar 2008

Nur nicht zu männlich

Das Szenario: Eine junge Frau fühlt sich "zu männlich". [Vielleicht hat man es ihr nur tag-ein, tag-aus erzählt, bis sie es selbst glaubte.]
Um dieses Manko zu beheben, hat der Moderator des "lifestyle"-Programms eines öffentlich-rechtlichen Senders ein einfaches Rezept: Die muss nur mal richtig durchgevö äußerlich erneuert werden. Hüftschwenkschritt ist nur eines der Dinge, die die Adeptin lernen muss, um ihre feminine Seite zur Geltung zu bringen. Sie wird in "weiblichere" Kleidung gesteckt und fesch geschminkt. Nun hat sie - abrakadrabra - Selbstbewusstsein, Ausstrahlung, Fraulichkeit.

Also ich kann diesen effektiven Ansatz nur meinen Geschlechtsgenossinnen wärmstens empfehlen - ich habe es geschafft, alle meinen abweichenden Attribute loszuwerden, bin sozusagen ein geschliffenes Mitglied der Gesellschaft. Keine Außenseiterin mehr, keine Anfeindungen, und besonders wichtig: so etwas Anstrengendes, Zeitraubendes, Unpraktisches wie Denken, muss ich nun auch nicht mehr.

In diesem Sinne revidiere ich die Überschrift: Nur nicht zu ... individualistisch.

Die Gedanken sind frei - aber was ist, wenn man keine eigenen mehr hat?

2.Dass sie ihre Scham hüten

//Ich poste diesen Beitrag erneut, da ich die "unveiling"_Serie endlich fortsetzen möchte

{Die geschichtlichen und religiösen Hintergründe des Kopftuches}
Nachdem ich in der vorherigen Ausgabe erläuterte, was überhaupt als Kopftuch gilt und welche Rolle der Qur'an bei der Debatte, ob das Tragen von jenem Pflicht ist, wende ich mich nun der Herausbildung der moralischen Frage zu. Ich warne vor Subjektivität im Text, die allerdings nicht meine Meinung wiederspiegeln muss und auch nicht von Voreingenommenheit meinerseits zeugen sollte.

Muslime behaupten, alle Gesetze, die Allah dem Menschen auferlegt, hätten einen sinnvollen Hintergrund. Es scheint hinter jedem Vers, zumindest aus religiöser Sicht, ein pragmatischer Ansatz zu stecken. Doch viele Aussagen sind pervertiert, für egoistische Zwecke benutzt worden und in ihr Gegenteil verkehrt worden.
Menschen, die individuelle Aufgeklärtheit (und optional Unabhängigkeit von Religion, Atheismus) anstreben, widersprechen vehement der obigen Aussage: Was ist der Sinn darin, Jahrhunderte alte Anweisungen zu befolgen und ihr Leben nach einem von einer möglicherweise nicht-existenten übernatürlichen Entität auferlegten Moralkodex zu folgen, der von? Diese Sichtweise, in der viel Rebellion gegen Organisation von außen und Unsicherheit mitschwingt, ist nicht von der Hand zu weisen.

Zuerst die generelle Frage, bevor wir auf den hijab zurückkommen: Verheißt die Anwendung bestimmter Ideale (hier: das Tragen des Kopftuches) auf das Leben Freude und Erfolg?
Hier beginnt bereits der Fehlschluss: Die Ziele einer Muslima und einer westlichen (christlich ist nicht implizit gemeint!) Frau divergieren theoretisch auf einigen Ebenen.
Letztere erwartet vielleicht vom Leben beruflichen Erfolg, weite Anerkennung, sexuelle Bestätigung durch die Gesamtheit der Gesellschaft, vor allem aber, dass das „Glück von irgendwo her kommt“, sei es durch tägliches Yoga oder das Befolgen der Tipps eines Frauenratgebers. Versagt sie jedoch, hat dies eine signifikante Wirkung auf die Psyche: wenn ihr(e) Körper/Kompetenz/Charme nicht gut genug ist, was hat sie dann noch, falls sie sich die ganze Zeit darüber definiert hatte?
Der letztendliche Zweck, den eine gläubige Muslima hat(?), ist das Leben im Sinne Gottes. Sie möchte ihr Leben nach moralischen Grundsätzen vollbringen, die sie als gut akzeptiert hat, ausgerichtet nach praktischen Maßstäben sowie ihrem allmächtigen Schöpfer dienen (und dafür das „Paradies“ erreichen).

Benötigt sie dazu ein Kopftuch? Ist sie ohne Bedeckung eine Fehlgeleitete, oder Frau, die „nackt, obwohl bekleidet“ ist (Muhammad)? Entspricht der hijab einer Kippa, einem Weihnachtsbaum oder Kruzifix, möglicherweise aber auch gar keinem davon?
Sehen wir uns an, wie im Laufe der Geschichte und heutzutage für (und gegen) das Tragen des Kopftuches argumentiert wurde.
Im Qur'an heißt es: „sie sollen ihre Gewänder überziehen, so ist am ehesten gewährleistet, dass man sie erkennt“ Hier sollte man hinterfragen, was denn die Signifikanz des Erkennens ist. In der Weltgeschichte , vor allem im Orient, Byzanz und in der christlichen Welt (vgl. Bibel bezüglich Unterscheidung „ Dirne“ und „respektables Weib“) diente eine Kopfbedeckung einfach zur Differenzierung zwischen freier Frau (Erhöhung") und Sklavin. Zugegebenermaßen ist die Gesellschaft, die Sklaverei erlaubt, kein allzu gutes Vorbild.

Die am häufigsten verwendete Idee ist allerdings die der Züchtigkeit.
Viele haben Einwände dagegen und fragen, ob es nicht effizienter wäre, den Männern Mäßigung zu propagieren. Darauf antworten Verteidiger des Islam in der Regel, dass ein Mann zwar eine Frau nicht gegen ihren Willen nehmen darf (in keiner Weise, wie ich hinzu fügen möchte), Allah aber weiß, dass es Männer gibt, die sich nicht beherrschen können.
Weiterhin ist es wichtig zu wissen, dass die obersten Pflichten eines gläubigen Muslims Mäßigung und Unterwerfung (heißt Islam!) sind. Dazu gehört auch tadelloses Verhalten, was Sexuelles betrifft.
"die ihre Scham hütenden Männer
und die sie hütenden Frauen - Allah hat für sie Verzeihung und gewaltige
Belohnung vorbereitet"

Manche führen die Argumentation der Selbstkontrolle ad absurdum: Laut Israr Ahmad, einem pakistanischen Politiker, kann kein Mann für Vergewaltigung bestraft werden, solange noch Frauen auf den Straßen sichtbar sind.
Immer stellt der weibliche Teil die Hälfte der Bevölkerung des Landes und sollte nicht nur deswegen mit Respekt bedacht werden.
Der nächste Satz sollte nicht als Gutheißen der Polygamie ausgelegt werden: Jedoch, ist die teilweise von Muslimen praktizierte Mehrehe deshalb ein akzeptierter Entwurf, weil er die Sexualität des Mannes in einigermaßen kontrollierte Bahnen gelenkt wird. Wenn ein Mann seine Gelüste nicht kontrollieren (das heißt nicht, unterdrücken) kann, ist er nicht des Paradieses würdig, da eine derartige Ausnutzung des weiblichen Geschlechts allem widerspricht, wofür der Islam steht.

Wer sich an die Vielzahl der Vergewaltigungsprozesse in Europa erinnert, wir auch merken, dass oft eine besonders perfide Ausrede hervorgebracht wird: Sie hätte es doch gewollt, sie hat sich aufreizend gekleidet. Es geht jedoch hier nicht um Schuld. Der Vergewaltiger wird bestraft (und nicht das Opfer, wie in der Bibel, wo es den Täter heiraten muss), auch im arabischen Raum, wenn die Menschen dort endlich zu Sinnen kommen.

Die folgenden Aussagen einer Männer sollte man aufmerksam durchlesen, sie sind Zeugnis für einen tief greifenden Geschlechtsfundamentalismus (ich werde sie auch später erwähnen):
Nach dem Gelehrten Al-Ahwazi ist „die Frau selbst ist eine 'awrah[Blöße], weil man sich für sie schämt, wenn sie sich zeigt: genau wie man sich schämt, wenn die 'awrah zum Schein kommt. Und die 'awrah ist das Geschlechtsteil und alles, wofür man sich schämt, wenn es sichtbar wird."Noch im Jahre 1992 stufte der iranische Geheimdienst Frauen als Gefahr für die öffentliche Sicherheit ein.

Jedoch ist die Frau nicht bloß Hüterin ihrer „Ehre“ (ihrer Geschlechtlichkeit), sondern ein autonomes Wesen. Der Ansatz ihre „Versuchung“ abzuschaffen, indem man sie aus der Öffentlichkeit entfernt und dadurch ihre Gleichberechtigung zu garantieren, ist schlicht falsch.

Andere Assoziationen sind beispielsweise die Absage an die Oktroyierung des westlichen Moralgefüges bei der Islamischen Revolution im Iran. Das Kopftuch erhält einen politische Gehalt.

Doch wenden wir uns „gemäßigteren“ bis aufgeklärten Stimmen zu.

Pierre Vogel* argumentiert unter anderem auch damit für das Kopftuch: „Es schützt sie vor anzüglichen Blicken. Sie gebietet Respekt, wie eine Nonne."

Ein weiterer Grund ist Zurückhaltung: „Sie sollen ihren Schmuck nicht zur Schau tragen.“ Das bedeutet, sie solle sich nicht übermäßig herausputzen und sich nicht in Eitelkeit ergehen. Dadurch gibt es keine Eifersucht, die andere korrumpiert. Salopp übertragen könnte man auch sagen, man solle keine teuren Schmuckstücke außerhalb des Hauses anlegen, nicht seinen flach trainierten Bauch unbedeckt zu lassen. Modenschauen gäbe es nicht, zumindest nicht mit der heutigen Intention. Auch müssten sich Frauen nicht einreden, sie ließen sie aus freiem Willen die Brüste operieren.

Auch ist das Kopftuch kein rein muslimisches Phänomen: Auch der neutestamentarische Paulus fordert von der Frau ihr Haupt zu bedecken, da ihr Verhalten auf ihren Mann zurückfällt, oder, anders ausgedrückt, „der Mann das Haupt seiner Frau ist, wie Jesus das Haupt des Mannes ist.“
Es sollte klar werden, dass das Kopftuch nicht zur Unterdrückung der Frau konzipiert ist, sondern nur die Interpretation dafür sorgt.

Gerade die in Ländern mit einer muslimischen Minderheit lebenden Frauen wollen sich mit dem Anlegen des Kopftuches (oder dem „Nehmen des Schleiers“, die Wortwahl assoziiert eine autonome Entscheidung) ein Stück Unabhängigkeit erobern: Die Ablehnung des Modediktates und eines immer extremere Formen annehmenden Körper- und Jugendkultes. Dieser Aspekt wird im vierten Teil dieser Serie gesondert beleuchtet, da er sehr kompliziert und teilweise widersprüchlich ist, wie sich bald zeigen wird. Soviel sei gesagt: Pornografie und ständige Konfrontation mit enthüllten Körpern ist nicht förderlich, sie sorgt für keine Katharsis und ist auch kein Beweis der Emanzipation der Frau.

Ist es nicht eine Tortur für die verhüllte islamische Frau, wenn sie im Alltag (z.B. in Deutschland) belästigenden Blicken sowie Diskriminierung (Arbeitsmarkt, Vorurteile) ausgesetzt ist und sie sich faktisch selbst ausgrenzt? Viele Aussagen von ernüchterten Musliminnen geben den Anschein, dass dies zutrifft. Viele Gelehrte bringen hilfreiche fatwas heraus, deren letztendlicher Zweck ist, die Frauen zur Auswanderung zu bringen. Nun ist unklar, was sie sich dadurch erhoffen. Verständigung wohl nicht. Es überrascht auch, da ein Ausweichen dem Missionsgedanken im Weg steht, der diesen Männer eigentlich am Herzen liegt.
Doch dieses Problem stellt sich für Muslime eigentlich gar nicht: Sie wollen sich abgrenzen. Hygiene, ordentliches Auftreten, ein gesunder Körper sind primär. Doch während die Frauen auf ihr Erscheinungsbild achten, sollen sie nicht in die Versuchung geraten, sich aufreizend darzustellen (tabarujj), sie sollte nicht einen Aspekt (hier Aussehen) über einen anderen bevorzugen. „Er liebt ja
nicht die Maßlosen
.“ Ihre gesamte Schönheit sollte nur für ihren Ehemann und mahram Personen sichtbar sein, also direkte Verwandte und andere Frauen.
Einige Frauen versuchen, ihre Bestätigung durch Anerkennung ihres Körpers zu erhalten. Dadurch handelt man aus Selbstgefälligkeit und Prunksucht.
Verflucht ist der Sklave des Dinars, Dirhams und
der raffinierten Kleidung aus Samt und Seide! Wird
es ihm gegeben, ist er zufrieden. Wird es ihm nicht
gegeben, ist er unzufrieden.“
(Hadith, von Muslim)
Eine entsprechende Einstellung sorgt also dafür, dass man von Konsumdenken befreit wird. Jede Erfüllung eines Bedürfnisses bringt einen neuen Wunsch hervor. Es ist nötig, jede Gewohnheit zu hinterfragen und auf ihre psychologische Nützlichkeit hin zu untersuchen.

Doch es heißt auch: „Sag: Wer hat den Schmuck Allahs verboten, den Er für Seine Knechte hervorgebracht hat,“ sowie „Allah liebt es, die Zeichen Seines Geschenks an Seine Diener zu sehen.“ Es kommt auf die Intention an. In einer Gesellschaft, in der Frauen und Männer wirklich gleichberechtigt sind, erstere nicht auf passive Sexobjekte und letztere nicht auf immer-potente sexgesteuerte Wesen reduziert werden, gibt es gar nicht derartige Kontroversen. Wie auch eine altarabische Dichterin meinte: „Warum soll ich mein Haar verhüllen, wenn es doch eine Gabe von Allah ist?“ Eine derartig selbstbewusste Einstellung ist begrüßenswert. Diese Frau geht mit einer Selbstverständlichkeit mit ihrem Körper um, die zeigt, dass sie sich nicht Opfer/Kindchenschema aufzwingen lässt.

Eine Feministin meine einmal im Zusammenhang mit Vergewaltigung, dass Frauen mit ihren Absatzschuhen meilenweit zu hören seien, wie sie nun so hilflos voran trippelten und nicht einmal rennen könnten. Doch das Tragen eines Kopftuches sollte keine Schwäche demonstrieren. Unglücklicherweise haben Auswüchse wie die Burqa zur Folge, dass die Bewegungsfreiheit sowie sogar der Sichtbereich der Trägerinnen eingeschränkt ist.

Wenn junge, selbstbewusst Frauen ein Kopftuch tragen, dann deuten sie die negativ konnotierte Symbolkraft des hijabs um. Es wirkt identitätsstiftend und traditionsbildend für sie. Es fungiert differenzierend und integrierend. Sie nehmen sich das Recht, im Alltag ihren Glauben darzustellen. Sie drücken Nichtverfügbarkeit im sexuellen Sinne aus. Sie wird nicht auf ihre erotische Ausstrahlung reduziert, was sonst selbst bei respekteinflößenden, gestandenen Frauen vorkommt. Spricht man ihnen durch Einschränkung (des Kopftuchtragens im öffentlichen Bereich) ihre Mündigkeit ab?

Wiederum wird aber argumentiert, dass man zu einem gottesfürchtigen Leben kein Kopftuch verwenden müsste.
Das stimmt sicherlich. Dennoch sind andere Ansichten genauso valide, solange sie keinen Zwang propagieren.

* Er ist ein deutscher Konvertit, dessen Vorträge zuerst interessant erscheinen, man dann aber feststellt, dass er sich auf jeder Veranstaltung wortgetreu wiederholt. Außerdem ist wenig hilfreich für das Verständnis, dass er ständig arabische Aussprüche, Zitate und Lobpreisungen (as-salam, alhamdulillah, supaanallah etc.) einfließen lässt. http://www.diewahrereligion.de/ (Keine Werbung, nur Quellenangabe)

Kommende Beiträge:
3.Dass sie den Blick abwenden
{Das Unterdrückungspotenzial und die Machtfrage „Was nützt wem“}
4.Demut in Zeiten des Überflusses
{Die Anziehungkraft der „Ablehnung der Nacktheit“}
5. Fereshta Ludin und die Jungen Liberalen
{Die Macht der Konvertiten}
6. Gewalt und „dieses Stück Stoff“
{Westliche Apologetik}
7.Fazit
{Was es bedeutet Kopftuchträgerin zu sein}

1.Dass sie ein Tuch über sich schlagen (rep)

//Ich poste diesen Beitrag erneut, da ich die "unveiling"_Serie endlich fortsetzen möchte.

{Die Einordnung des Kopftuches und koranischen Belege}

Um das Kopftuch rankt die neben dem Terrorpotenzial größte Kontroverse im Bezug auf den Islam.
Man erblickt auf dem Straßen Europas, Afrikas und Asiens eine Vielzahl verschiedener Tucharten: Man unterscheidet zwischen dem bunten, lockeren Schal, dem einfarbigen strenggebundenen Hijab (Kopftuch) oder dem praktischen Tuch einer anatolischen Bäuerin bis hin zu dem langen schwarzen Tschador (Ganzkörperbedeckung), Gesichtverschleierung mittels Niqab bzw. gar der Verdeckung der Augen mit einem besticktem Netz wie bei der afghanischen Burqa.
In der Diskussion werden die Grenzen verwischt, pauschal von Verschleierung gesprochen. Wir werden später sehen, dass es sehr wohl Differenzierungen in der Motivation gibt, die beispielsweise Hijabi- oder Niqabi-Schwestern haben.

Doch was qualifiziert im qur'anischen Sinne als Verhüllung?
Oft wird der arabische Begriff dafür nicht erwähnt, als hijab lediglich sieben Mal.

Eine göttliche Anweisung lautet: „Wenn ihr etwas Notwendiges von den Ehefrauen des Propheten zu fordern habt, tut dies hinter einer Verhüllung.“ Da hier die Gläubigen angesprochen sind, kann der Begriff Verhüllung nur im weiteren Sinne mit Vorhang übersetzt werden.
Im Qur'an heißt es dazu weiterhin: „ [sie sollen] ihren Busen mit einem khimar verdecken."(24) Khimar ist der arabische Begriff, für so gut wie alles, das aus Stoff ist – Tischdecken, Blusen, Taschentücher, Schals... Es muss also nicht, wie die gängige Vorstellung, Kopfbeckung bedeuten.
Diese Stelle bezieht sich auf die typischen Gewänder der damaligen Zeit, sie waren sehr tief ausgeschnitten. Es fällt auf, dass nicht vom Bedecken der Haare die Rede ist. Wenn dies Allahs Wille ist, besteht zur Verwunderung Anlass, denn er hätte es problemlos explizit offenbaren können. Er ist nicht auf einen Gelehrten angewiesen, der die entsprechende Bedeutung herausfindet.Weiterhin findet man laut einigen Übersetzern die Anweisung, „sie [sollen sich durch] ihr Übergewand bedecken, wenn sie aus dem Haus gehen. So werden sie als Ehrbare erkannt und es ist gewährleistet, dass man sie nicht belästigt.“
Die Tatsache, dass sie dieses Gewand sowieso tragen und nur u.U. modifizieren müssten, spricht gegen ein “richtiges” Kopftuch.
Diese Stelle kann jedoch auch anders übertragen werden, nämlich als “das Übergewand verlängern”, was sprachlich korekkter wäre. Allah schreibt wiederum NICHT vor, wie diese Verlängerung/Bedeckung zu erfolgen hat, ob knielang oder knöchellang. Dies ist hilfreich, um den Islam auch bei veränderten Gegebenheiten praktizieren zu können. Allah vergisst nichts.

Es gibt noch weitere Belege in Qur'an und Sunna für eine Kleiderordnung. So soll nur das unbedeckt sein, was nötig ist (meist reaktionär als Augen und Hände interpretiert), ebenso soll die awrah, Blöße nicht sichtbar sein. Leider ist dieser Begriff nicht einheitlich definiert. Er umfasst nach gängiger Meinung bei Männern den Unterleib, bei Frauen aber den gesamten Bereich von Wade bis Hals. Wenn für das Kopftuch argumentiert wird, zählt man auch Nacken und Haar dazu.
Nun ist es aber nötig, sich im Klaren darüber zu sein, dass auch für ältere (geschlechtsreife) Kinder gilt, dass sie nicht die awrah ihrer Eltern sehen sollten.* Hier wird deutlich, dass nur die Geschlechtsmerkmale gemeint sein können, alles andere wäre krankhaft paranoid und inkonsistent, da der Islam eine praktisch-pragmatisch orientierte Religion sein sollte. *(Auch vor nicht muslimischen FRAUEN soll die Scham einer Muslima verborgen bleiben.)

In einer Hadith (Erzählung vom Leben des Propheten) wird erwähnt, dass die Frauen einer Stadt nachdem sie Muhammads Anweisung zur anständigen Kleidung hörten, ihr Gewand über sich zogen, so dass sie wie Krähen aussahen. Dieser Vergleich scheint für die Burqa zu sprechen, wer schon einmal eine alte Iranerin gesehen hat, kann sich den Parallelen nicht entziehen.

Laut zahlreicher religiöser Autoritäten ist das Missachten der islamischen Kleiderordnung haram, also verboten. Um sich die Schwere dieser Einstufung vor Augen zu führen ist es wichtig zu wissen, dass es fünf Niveaustufen für Handlungen gibt. Haram ist die unterste, sie ist äußerst negativ für den Gläubigen. Doch es ist nicht klar, ob das Nichttragen eines Kopftuches auch darunter fällt.

Eine weitere Überlieferung (al-Bukhari von Aisha) besagt, dass die Frauen nach der Verkündung dieser Regel ihre Kleider zerrissen und mit den Stoffstücken Kopf und Gesicht bedeckten. Ein Fall von anfänglichem Übereifer?

Nun sollten wir nach dem tieferen Sinn dieser Verhüllung fragen.
Ist die Muslima nicht unverrückbar die Andere? Wird nicht ihre Objekt- und Opferposition zementiert? Wird sie nicht eingeengt und in die Unterwerfung, nicht nur unter Allah, sondern auch unter ihren Ehemann gezwungen?
Die zentrale Frage lautet: Ist eine Verhüllung obligatorisch und wenn ja, in welchem Umfang?

Es zeigt sich, dass es an dieser Stelle noch keine eindeutige Antwort geben kann, da der Qur'an zahlreiche ambivalente Aussagen beinhaltet. Weshalb jedoch ist das heilige Buch der Muslime dermaßen uneindeutig? Ist es etwa nicht zuverlässig?
In explizit muslimische Argumentation übertragen, gibt es folgenden Einwand: Allah hat als allwissende Existenz zu jeder Zeit gewusst, was aus seiner Schöpfung wird - und bereut es nicht, wie beim christlichen Gott der Fall. Er hätte gewusst, dass der eine Hälfte der Muslime zum Kopftuch notfalls mit Gewalt verpflichtet, die andere es verbietet. Seine Botschaft muss also eindeutig sein, wenn sie erst einmal vom kulturellen Kontext gelöst wurde. Warum sollte Er unklare Anweisungen herab senden? Natürlich können über Jahrhunderte Veränderungen aufgetreten sein – entweder ideologisch motiviert oder durch Überschätzung der Gedächtnisleistung der frühen Gläubigen.
Atheisten werden natürlich die Vorstellung eines omnipräsenten Gottes per se ablehnen.
Bevor muslimische Mitleser jedoch protestieren möchte ich einwenden, dass der Prophet laut Überlieferung meinte „Hinweg mit denen, die später Verfälschungen einführen.“ Dies muss sich nicht auf illegitime Glaubensreformen beziehen, sondern gerade auf die Interpretationen, die dem Geist des Islam entgegenstehen.

Doch hier taucht der gefährliche Begriff der Kultur und Tradition auf. Darauf werde ich in späteren Teilen eingehen. Soviel sei dazu hier gesagt: Man kann Praxis und Theorie, Kulturkreis und Religion nicht eindeutig trennen. Der kollektive Hintergrund reicht nicht als Erklärung oder Entschuldigung aus.

Doch eine Frage kann beantwortet werden (obwohl wir ihre Implikationen erst später erfahren werden), nämlich die nach dem Symbolgehalt jeglicher Verschleierung. Das Kopftuch ist nicht mit dem christlichen Kreuz vergleichbar, obwohl oft konträres behauptet wird. Es ist ein teilweise individuell bestimmbares Element der Kleiderordnung und hat weder religiösen noch sonstigen Signalcharakter, obwohl wie schnell deutlich wird, es mit politischen und gesellschaftlichen Implikationen variierender Ideologien aufgeladen ist.

Kommende Beiträge:
2.Dass sie ihre Scham hüten
{Die geschichtlichen und religiösen Hintergründe des Kopftuches}
3.Dass sie den Blick abwenden
{Das Unterdrückungspotenzial und die Machtfrage „Was nützt wem“}
4.Demut in Zeiten des Überflusses
{Die Anziehungkraft der „Ablehnung der Nacktheit“}
5. Fereshta Ludin und die Jungen Liberalen
{Die Macht der Konvertiten}
6. Gewalt und „dieses Stück Stoff“
{Westliche Apologetik}
7.Fazit
{Was es bedeutet Kopftuchträgerin zu sein}

Dogma

by KMFDM

All we want is a headrush
All we want is to get out of our skin for a while
We have nothing to lose because we don't have anything
Anything we want anyway...
We used to hate people
Now we just make fun of them
It's more effective that way
We don't live
We just scratch on day to day
With nothing but matchbooks and sarcasm in our pockets
And all we are waiting for is for something worth waiting for
Let's admit America gets the celebrities we deserve
Let's stop saying "Don't quote me" because if no one quotes you
You probably haven't said a thing worth saying
We need something to kill the pain of all that nothing inside
We all just want to die a little bit
We fear that pop-culture is the only culture we're ever going to have
We want to stop reading magazines
Stop watching T.V.
Stop caring about Hollywood
But we're addicted to the things we hate
We don't run Washington and no one really does
Ask not what you can do for your country
Ask what your country did to you
The only reason you're still alive is because someone
Has decided to let you live
We owe so much money we're not broke we're broken
We're so poor we can't even pay attention
So what do you want?
You want to be famous and rich and happy
But you're terrified you have nothing to offer this world
Nothing to say and no way to say it
But you can say it in three languages
You are more than the sum of what you consume
Desire is not an occupation
You are alternately thrilled and desperate
Skyhigh and fucked
Let's stop praying for someone to save us and start saving ourselves
Let's stop this and start over
Let's go out - let's keep going
This is your life - this is your fucking life
We need something to kill the pain of all that nothing inside
Quit whining you haven't done anything wrong because frankly
You haven't done much of anything
Someone's writing down your mistakes
Someone's documenting your downfall

Die tiefreligiösen Deutschen

Ich widme mich nun einer meiner Lieblingsbeschäftigungen - Kommentare kommentieren (ist das gepflegte Demokratie?):
"ich glaube an eine höhere macht aber mich werde mich keiner glaubensrichtung bekennen!"
Institutionen abzulehnen ist nachvollziehbar, aber nicht wissen, an wen/was man glaubt ist schon unzweckmäßig.

"die einzige die mir ok scheint ist der buddhismus.
zwecks der dalai lama der einzigste ist der keinem dein glauben verkaufen will" und "Wenn überhaupt Religion ist die einzig sinnvolle der Budhismus. Da wird nicht ein fikties Wesen in der not angebetet, was eh nicht hilft, sondern eine friedvolle, natürliche Lebensart "gepredigt"."
Spätestens bei der Erkenntnis, dass die Karma-Hypothese nicht wirklich menschenfreundlich ist (damit kann man sogar die shoah erklären...) kommt die Desillusion.

"Aber was solls: Seelig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich!"
Ignorance- bliss and a blessing?

"Allen hier, die Religion als Dummheit hinstellen -
denen kann ich nur Gottes Segen wünschen!"
Den anderen nicht?

"Ich rede davon, dass jeder, der auf Andere zeigt und "haltet den Dieb" schreit, ebenso so fanatisch werden kann, wie die, die er bezichtigt... "
Das versteht sich von selbst.

"Der Glaube an Gott ist nicht alles, aber ohne diesen Glauben ist alles nichts.

.............aber das muss ein jeder für sich selbst entscheiden."
Ist das jetzt liberaler Totalitarismus?

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