Muslimas, hinterm Schleier
In El País Semanal vom 17.02 schreibt Jesús Rodríguez einen Artikel über Muslimas in Spanien, mit besonderer Bezugnahme auf das Kopftuch, dem hiyab, wie die spanische Schreibweise lautet. Mir scheint, dass in Spanien die Integration mindestens genauso intensiv diskutiert wird wie hier. Um euch diesen (langen) Text nicht vorzuenthalten, will ich ihn auszugsweise (frei) ins Deutsche übersetzen. Entschuldigt bitte, wenn es stellenweise nicht ganz ausgefeilt klingt.
"Musulmanas - Más allá del velo" por Jesús Rodriguez
Sie verhüllen den Kopf, um ihre Identität zu zeigen und ihre Religion nicht zu verstecken. Es sind einige der halben Million Frauen der islamischen Gemeinde Spaniens. Sie haben sich entschlossen, den Hijab mit äußerstem Stolz zu präsentieren.
Unter jedem Kopftuch steckt ein Kopf. Und jeder ist anders. Obwohl wir uns bemühen, sie als gleich zu betrachten. Einige sind von Frauen die von weit her kommen, mit der Vergangenheit brechend; andere sind hier [Spanien] von muslimischen oder christlichen Eltern geboren, studierten in spanischen Schulen und entschieden sich eines Tages der Religion Muhammads zu folgen.
[...]
Einige emigrierten des Überlebens wegen, andere auf der Suche nach einem Horizont der Freiheit. Manche sind Akademikerinnen. Zahlreiche können kaum lesen oder schreiben. Teilweise sind sie brav dem Ehemann gefolgt, reproduzieren in Spanien den patriarchalen Mikrokosmos ihrer Ursprungkultur wieder, teilweise schaffen sie es dem zu entfliehen.
Manche kommen allein, mit einem individuellen Lebensprojekt. Sie sind verwitwet oder geschieden. Andere schleifen hinter sich einen Haufen Kinder her, die schon Spanier sind. [?] Einige arbeiten sehr hart, andere leben eingesperrt. Teilweise praktizieren sie den Islam strikt, allergisch auf die Berührung durch einen Mann der nicht zur Familie gehört [...]; zum Teil geben sie sich täglich auf dem Raval von Barcelona mit geisterartigen Junkies und Prostituierten ohne mit der Wimper zu zucken. Und sie halten sich für gute Gläubige. "Ob ich eine gute oder schlechte Muslima bin, wissen nur Gott und ich.", sagt eine davon.
Verschiedene Auslegungformen des Islam. Wie die Distanz zwischen Fátima Teleb, eine interkulturelle Vermittlerin in Badalona, die den Reporter empfängt - den Arm ausgestreckt [sic!], die Hand steif, um auch nur die minimale Möglichkeit des Körperkontakts zu vermeiden - und Huma Jamshed, Anführerin der pakistanischen Frauen in Barcelona, die sich fast überschlägt in ihrer stürmischen Absicht den Reportern zwei Küsschen zu geben als Beweis der Brüderlichkeit. Fátima und Huma sind das Bild, dass jeder Schleier eine Welt [für sich] ist.
[...]
Sie alle eint der Islam. Heute versuchen sie ihren Weg zu finden, ohne ihre Religion abzuweisen. Die in diesem Report erwähnten Frauen bekräftigen, dass sie den Hijab aus eigener Entscheidung tragen. Aus Überzeugung. Als Flagge ihrer Herkunft und Religion. Mit ihrem Feminismus.
Eine Stufe weiter unten, die demütigeren Frauen, die Immigrantinnen des Magreb, begehren nicht auf; keiner fragte sie je. Sie sind nicht in der Lage, das Haus unverschleiert zu verlassen, aus Respekt [?] für den Mann, die Familie, die Tradition. "Ohne ihn wäre ich wie nackt."
Militante wie Unterdrückte, alle zahlen einen Preis. Sie fühlen sich beobachtet, überwacht und unverstanden. Verpflichtet sich zu rechtfertigen. Auf dem Arbeitsmarkt zur Seite geschoben. Sie haben es nicht leicht.
"In diesem Land ist es noch schwer das Tuch zu tragen." sagen sie. Ein paar sind bereit für ihre Identität zu kämpfen. Für eine multikulturelle Gesellschaft. [...]
...to be continued... (19.-21.02)
Disclaimer: Ich lerne erst seit knapp 13 Monaten Spanisch. Auch wenn ich problemlos jede Art von Texten verstehend lesen oder hören kann, bedeutet das nciht automatisch, dass ich sie ins Deutsche fehlerfrei übertragen kann.
"Musulmanas - Más allá del velo" por Jesús Rodriguez
Sie verhüllen den Kopf, um ihre Identität zu zeigen und ihre Religion nicht zu verstecken. Es sind einige der halben Million Frauen der islamischen Gemeinde Spaniens. Sie haben sich entschlossen, den Hijab mit äußerstem Stolz zu präsentieren.
Unter jedem Kopftuch steckt ein Kopf. Und jeder ist anders. Obwohl wir uns bemühen, sie als gleich zu betrachten. Einige sind von Frauen die von weit her kommen, mit der Vergangenheit brechend; andere sind hier [Spanien] von muslimischen oder christlichen Eltern geboren, studierten in spanischen Schulen und entschieden sich eines Tages der Religion Muhammads zu folgen.
[...]
Einige emigrierten des Überlebens wegen, andere auf der Suche nach einem Horizont der Freiheit. Manche sind Akademikerinnen. Zahlreiche können kaum lesen oder schreiben. Teilweise sind sie brav dem Ehemann gefolgt, reproduzieren in Spanien den patriarchalen Mikrokosmos ihrer Ursprungkultur wieder, teilweise schaffen sie es dem zu entfliehen.
Manche kommen allein, mit einem individuellen Lebensprojekt. Sie sind verwitwet oder geschieden. Andere schleifen hinter sich einen Haufen Kinder her, die schon Spanier sind. [?] Einige arbeiten sehr hart, andere leben eingesperrt. Teilweise praktizieren sie den Islam strikt, allergisch auf die Berührung durch einen Mann der nicht zur Familie gehört [...]; zum Teil geben sie sich täglich auf dem Raval von Barcelona mit geisterartigen Junkies und Prostituierten ohne mit der Wimper zu zucken. Und sie halten sich für gute Gläubige. "Ob ich eine gute oder schlechte Muslima bin, wissen nur Gott und ich.", sagt eine davon.
Verschiedene Auslegungformen des Islam. Wie die Distanz zwischen Fátima Teleb, eine interkulturelle Vermittlerin in Badalona, die den Reporter empfängt - den Arm ausgestreckt [sic!], die Hand steif, um auch nur die minimale Möglichkeit des Körperkontakts zu vermeiden - und Huma Jamshed, Anführerin der pakistanischen Frauen in Barcelona, die sich fast überschlägt in ihrer stürmischen Absicht den Reportern zwei Küsschen zu geben als Beweis der Brüderlichkeit. Fátima und Huma sind das Bild, dass jeder Schleier eine Welt [für sich] ist.
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Sie alle eint der Islam. Heute versuchen sie ihren Weg zu finden, ohne ihre Religion abzuweisen. Die in diesem Report erwähnten Frauen bekräftigen, dass sie den Hijab aus eigener Entscheidung tragen. Aus Überzeugung. Als Flagge ihrer Herkunft und Religion. Mit ihrem Feminismus.
Eine Stufe weiter unten, die demütigeren Frauen, die Immigrantinnen des Magreb, begehren nicht auf; keiner fragte sie je. Sie sind nicht in der Lage, das Haus unverschleiert zu verlassen, aus Respekt [?] für den Mann, die Familie, die Tradition. "Ohne ihn wäre ich wie nackt."
Militante wie Unterdrückte, alle zahlen einen Preis. Sie fühlen sich beobachtet, überwacht und unverstanden. Verpflichtet sich zu rechtfertigen. Auf dem Arbeitsmarkt zur Seite geschoben. Sie haben es nicht leicht.
"In diesem Land ist es noch schwer das Tuch zu tragen." sagen sie. Ein paar sind bereit für ihre Identität zu kämpfen. Für eine multikulturelle Gesellschaft. [...]
...to be continued... (19.-21.02)
Disclaimer: Ich lerne erst seit knapp 13 Monaten Spanisch. Auch wenn ich problemlos jede Art von Texten verstehend lesen oder hören kann, bedeutet das nciht automatisch, dass ich sie ins Deutsche fehlerfrei übertragen kann.
Almujadilah - 19. Feb, 17:54