Madrassa ist kein exotisches Reisgericht

Koranschulen und Hinterhofmoscheen machen seit dem 9/11 ständig negative Schlagzeilen als Bastionen der Fundamentalisten.

Auch ich war zwei Jahre lang in einer britischen „Koranschule“ angemeldet, obwohl ich diese Bereichnung nicht gerne verwende, da sie immer "intereuropäisches Trainings- und Rekrutierunglager für Islamisten" impliziert, was bei meiner Schule keineswegs der Fall war. Demnach war die Einrichtung eher eine Art muslimischer Bibelkreis. Zwei Nachmittage in der Woche lasen wir den Qur'an, lernten (meist selbstgewählte) Surenverse auswendig, diskutierten und rezitierten. Die jenigen, die kein Arabisch konnten, lernten es, die anderen trainierten ihr English. Jedesmal gab es danach entweder ein kleineres orientalisches Gericht oder Sandwiches sowie Obst. Wir erzählten von der Schule und von unseren Hobbies, auf English, damit wir die Sprache lernten. Oft haben wir uns gegenseitig bei Hausaufgaben geholfen. Die Klassen waren meist getrennt, das Essen und Erzählen fand geschlechtergemischt statt, außer wenn es einige SchülerInnen nicht wollten. Ein paar mal organisierten die Lehrer auch Ausflüge, in ein Kulturmuseum oder ins Schwimmbad. Bei letzterem wurde sogar ein Becken für wenige Stunden angemietet, damit die (eher orthodoxen) Mädchen fernab von männlichen Blicken und ohne Ganzkörperbadeanzug schwimmen konnten.

Als ich vier Jahre alt war, wurde ich in meinem Urspungsland (ich sage nicht bewusst Heimat) für eine andere Art von madrassaangemeldet. Jeden Tag musste ich hin, wir lernten Lesen und Schreiben, hauptsächlich sprachen wir aber im Chor der völlig verhüllten Lehrerin nach. Warum sie Tschador und Niqab (Schleier) trug, ist mir unverständlich, denn sie unterrichtete ja eine reine Mädchenklasse. Sowieso war das Straßenbild nicht von Tschadors oder Burqas bestimmt, maximal einige sehr reaktionäre Frauen hatten diese zu tragen. Normale Hijabi kamen dagegen oft vor. In den Mädchenkursen wurde uns Gehorsamkeit gepredigt und uns die traditionellen Frauentugenden näher gebracht. Alle trugen traditionelle Kleidung (wie dies in einem deutschen Jugendbuch über Weltreligionen bezeichnet wird), das heißt, weiße Spitzenkopftücher, die bis unter den Brustkorb reichten, so dass wir aussahen wie frische Papiertüllen für Spritzgebäck.

Als meine Eltern erfuhren, wie sehr mich diese Schule belastete, musste ich sie nie mehr besuchen. Der einzige Grund für diese Art von Schulbesuch war nämlich der gewesen, dass ich mein Lese- und Schreibkenntnisse des Arabischen festige, bevor wir nach GB umzogen, nicht, dass ich extremistisch indoktriniert werde.

Trotzdem bin ich keine Terroristin geworden, ich würde mein Leben riskieren, um einen Attentäter an der Ausführung seines Plan zu hindern, wenn ich die Möglichkeit hätte. Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass mein Wissen und meine Redegewandtheit nicht auf gezielter Schulung beruht. Ich weiß, dass manche Muslime darauf trainiert werden, ihren Glauben in der Öffentlichkeit zu verteidigen und jede konstruktive Diskussion mit "dem Westen" zu ersticken und dementsprechende Eloquenz besitzen. Seid versichert, das ist bei mir nicht der Fall.

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Underneath the Veil

Denken und Glauben

Wo Verstand ist, da braucht es nicht viele Worte

Nicht jeder, der einen Bart trägt, ist schon ein Weiser. (arab. Sprichwort)

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