Uncle Michel needs YOU!
Ich schließe die Wohnungstür auf. Stille begrüßt mich. Dann endlich hält es unser Wellensittich Osama* für nötig, in den Flur zu fliegen und auf meiner regendurchnässten Schulter zu landen. Sekunden später beißt er mir in das Ohr. Ich bin seine Hassliebe gewohnt. Auf dem Tisch in der winzigen Küche stehen Fareeds durchweichte Cornflakes. Ich werfe die Post daneben und beginne den Geschirrspüler auszuräumen. Osama frisst die Lotteriegemeinschafts-Werbung an. Sie schmeckt ihm nicht. Mein vom Dampf des Spülers getrübter Blick fällt auf einen großformatigen Brief mit dem unscheinbaren Eisernen Kreuz** in der oberen Ecke. Unter dem Emblem befindet sich der Schriftzug “Bundeswehr”. Auf Arabisch “Mein Schatz, ich vermisse dich” zwitschernd , macht sich Osama über den Umschlag her. Der gefällt ihm besser.
Wie in verwunderter Trance beginne ich zu lesen: “Sehr geehrte Frau Fatima al-XXXXXX, für ihre Zuschrift danke ich Ihnen.” Leider kann ich mich nicht erinnern, jemals an den Bund oder das Verteidigungsministerium geschrieben zu haben. Oder überhaupt an eine offizielle Stelle in Deutschland, von Einwanderungs und Visaanträgen einmal abgesehen, worauf das Militär aber eigentlich keinen Zugriff habe sollte. Falls doch, wäre es noch irritierender. An dem Gewinnspiel bei der letzten Rekrutierungsveranstaltung am Gymnasium habe ich nicht teilgenommen, dadurch können sie nicht an meine Addresse gelangt sein. Vielleicht brauchen die Waffeningenieure, denke ich schmunzelnd, da weißt du doch soviel darüber.
Anbei befindet sich ein Y! Magazin, einige Poster und ein Katalog zu Ausbildung, Lohn/Sold und Einsatzmöglichkeiten. Ein bezahltes Studium würde mich schon reizen, allerdings stört mich die Tatsache der Auslandseinsatzverpflichtung, das ganze System und die Ansprache mit Frau [Offizier]/etc. (obwohl das anhängte -in seltsam klänge) - und die Tatsache, ein Rädchen in der Tötungsmaschinerie zu werden, ein Mitläufer, sterben im Staub, erschießen ohne Gedanken an die Opfer zu verschwenden.
Nun würde man mich sicher nicht für tauglich erklären – so verzweifelt ist das deutsche Millitär sicher nicht. Ich bin 1.60, stark weitsichtig, habe knapp 10 Notenpunkt in Sport und mir fehlt etwas ganz Entscheidendes – die deutsche Staatsbürgerschaft. Da hat wohl einer seine Hausaufgaben nicht gemacht.
*kein Scherz, zumindest nicht unmittelbar
** Heißt das so?
Wie in verwunderter Trance beginne ich zu lesen: “Sehr geehrte Frau Fatima al-XXXXXX, für ihre Zuschrift danke ich Ihnen.” Leider kann ich mich nicht erinnern, jemals an den Bund oder das Verteidigungsministerium geschrieben zu haben. Oder überhaupt an eine offizielle Stelle in Deutschland, von Einwanderungs und Visaanträgen einmal abgesehen, worauf das Militär aber eigentlich keinen Zugriff habe sollte. Falls doch, wäre es noch irritierender. An dem Gewinnspiel bei der letzten Rekrutierungsveranstaltung am Gymnasium habe ich nicht teilgenommen, dadurch können sie nicht an meine Addresse gelangt sein. Vielleicht brauchen die Waffeningenieure, denke ich schmunzelnd, da weißt du doch soviel darüber.
Anbei befindet sich ein Y! Magazin, einige Poster und ein Katalog zu Ausbildung, Lohn/Sold und Einsatzmöglichkeiten. Ein bezahltes Studium würde mich schon reizen, allerdings stört mich die Tatsache der Auslandseinsatzverpflichtung, das ganze System und die Ansprache mit Frau [Offizier]/etc. (obwohl das anhängte -in seltsam klänge) - und die Tatsache, ein Rädchen in der Tötungsmaschinerie zu werden, ein Mitläufer, sterben im Staub, erschießen ohne Gedanken an die Opfer zu verschwenden.
Nun würde man mich sicher nicht für tauglich erklären – so verzweifelt ist das deutsche Millitär sicher nicht. Ich bin 1.60, stark weitsichtig, habe knapp 10 Notenpunkt in Sport und mir fehlt etwas ganz Entscheidendes – die deutsche Staatsbürgerschaft. Da hat wohl einer seine Hausaufgaben nicht gemacht.
*kein Scherz, zumindest nicht unmittelbar
** Heißt das so?
Almujadilah - 22. Dez, 11:11
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