Sonntag, 2. September 2007

Christen sind seltsam (oder naiv)

Bevor man sich über diese Titelgebung aufregt, möchte ich auf die Redefreiheit hinweisen, die auch für Menschen wie mich gilt. Wirklich. Ich beabsichtige übrigens nur, Gedanken zu provozieren und nicht, religiöse Gefühle zu verletzen.
Ich möchte nun im Folgende erläutern, was ich mit „seltsam“ meine.
In der heutigen Zeit verlangt jeder nach Dialogen. Ich möchte nicht implizieren, dass Integration/Islam das größte aktuelle Problem darstellt, aber es ist der wichtigste Punkt, der sich aus der Globalisierung ergibt, über den man tatsächlich auf sachlicher, aber emotionaler Ebene diskutieren kann. Mit Tsunamis lassen sich schlecht Unterhaltungen führen und die Klimaproblematik ist ein naturwissenschaftliches und politisches Thema, kein primär historisch und gesellschaftspolitisches.
Der vorhandene „Dialog“ - Monolog wäre die passendere Bezeichnung – findet ausschließlich zwischen Muslimen (die entweder geschulte traditionalistische Redner sind oder modernistische Säkularisten) und Vertretern des christlichen Abendlandes statt. Der Haken dabei: Letztere gehen immer auf eine defensive Position, was einerseits die Europafürsprecher schwächt und weiterhin der muslimischen Gesellschaft die Rolle der Angreifer oder Eindringlinge zuweist, was sicherlich in gewisser Hinsicht angebracht scheint.
Durch die ganze selbstkritische Reflexion nehmen sich Christen jedoch die eigenen Argumente.
Da muss man sich nicht mehr wundern, warum Muslime argumentieren, dass „Christen ja gleich konvertieren“ könnten, da sie das Christentum als verfälschte Variante der "einzigen" Religion ansehen.

Dabei ist es äußerst wichtig zu realisieren, dass wir uns nicht über unsere Andersartigkeit definieren dürfen; wir sollten uns nicht darauf konzentrieren, was uns trennt. Denn verschiedene Völker, Kulturen (und Religionen?!) wurden geschaffen, damit „ihr einander erkennen lernt.“ [Qur'an]

So irritierend diese Gedanken für mich sind, denn „eigentlich“ sollte ich ja Annäherung an den Islam befürworten, ist ihre Wahrheit nicht von der Hand zu weisen. Das Besorgniserregende ist der politische Mechanismus, der hinter dieser Entwicklung steckt.

Wann sind Muslime einmal selbstkritisch?
Dialogrunden verwandeln sich meist wie von selbst in Missionsveranstaltungen – durch das Sendungsbewusstsein der Muslime und das Nachgeben der Christen. Manchmal ist es nicht sinnvoll, wenn man die andere Wange hin hält. Veranstaltungfüllend referien die Konvertiten oder Imame dann, wie wunderbar und friedlich der Islam doch ist. Leider reden sie damit am Thema vorbei. Weit vorbei. In qualifizierten Diskussion können beide Seiten ihre Sichtweisen darlegen sowie verteidigen und auf Basis dieser Argumente Kompromisse oder Lösungen finden. Diese Dynamik fehlt hier.
Wir (die Muslime) können Kritik von außen nicht ertragen (Muhammad-Karikaturen), schimpfen auf den „Westen“ (dessen Gastfreundschaft und Menschenrechte wir genießen und von Zeit zu Zeit ausnutzen) und verbrennen dessen Flaggen (die resultierende Gewalt ist dann weniger harmlos); innere Kritiker müssen um ihren Platz in der Gemeinschaft oder gar ihr Leben fürchten.

Natürlich ist auch solche Angst-geprägte Hasspolemik gegen den Islam durch Gruppierungen wie Pax Europa (nur ein harmloses Beispiel) weder angebracht noch akzeptabel.

Christliche Werte (die doch oft mit humanistischen und islamischen Werten übereinstimmen) können meist der modernen Gesellschaft nicht schaden. Diese (Religiosität, Nächstenliebe, Liebe auf Gegenseitigkeit und Respekt basierend) müssen keinen absoluten konservativen Gegensatz zum Liberalismus mit seinen Nebenerscheinungen wie Atheismus, Egoismus und Pornografie darstellen.

Seltsam, das aus meinem Munde zu hören, wie? Ähnlich paradox ist die Selbstherabsetzung der Christen.

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