Als ich die Zeitungsüberschrift "al-Kaida setzt Kopfgeld auf Karikaturisten aus" las, war mein erster Gedanke: "Al-Qaida war schon immer etwas langsam, aber so spät dran?"
Dann realisierte ich, dass es sich entweder um einen schlechten Scherz oder eine neue Zeichnung handeln musste. Oder beides, denn letzteres schließt das erste nicht aus.
Irgendwas muss ich verpasst haben. Mich haben noch keine Demonstranten auf der Straße umgerannt. Vielleciht sollte ich regelmäßiger CNN verfolgen.
Anscheinend gibt es einen neune Karikaturen-Streit.
Aha. Diesmal war die geschmacklosigkeit etwas höher, da die zynische Darstellung der politischen Realität - Muslime als Terroristen, daher die gerechtfertigte Bombenallegorie der ersten Abbildungen - fehlte.
Zumindest ist der edukative Gehalt geringer.
Warum es eigentlich immer die in nördlichen Ländern beheimateten Zeitungen sind, die diese Karikaturen herausbringen? Irgendwas mit gesteigerter Pressefreiheit oder einem Nord-Süd Gefälle?
Mein Vater meinte beim Abendbrot, nachdem er seelenruhig ein Kichererbsenbällchen gekaut und hinutergeschluckt hatte, "Mensch, lasst die Typen doch zeichnen. Die Fundamentalisten haben kein Gottvertrauen, sonst müssten sie sich nicht verzweifelt in die Luft sprengen und armen Leuten brutale Ermordung androhen. Reicht ihnen nicht, dass diese Zeichner in der Hölle landen, falls sie Allahs Sinn für Humor enttäuschen?" Nach einigen Momenten schmunzelten wir. Lustig ist es aber irgendwie nicht mehr.
Almujadilah - 15. Sep, 16:32
Am 13.September begann der diesjährige Fastenmonat Ramadhan.
Meine Mutter fastet nicht, da sie im neunten Monat schwanger ist - und Schwangere, Stillende, Kinder (nicht im islamischen Sinne volljährige, also nicht geschlechtsreif), Greise, Kranke, mental Gestörte, Schwerstarbeiter und Reisende sind nicht verpflichtet, auf das Essen und Trinken tagsüber zu verzichten*. Zwischen Sonnenaufgang und Abenddämmerung darf nicht einmal ein Kaugummi ode reine Zigarette in den Mund genommen werden - auch Geschlechtsverkehr ist verboten. Normalerweise gelten letztere Restriktionen auch nachts.
Viele können sich nicht vorstellen, wie es zu schaffen ist, zehn Stunden oder länger weder zu trinken noch Nahrung zu sich zu nehmen. Ich gebe zu, wer einmal in Ägypten oder im Libanon um Sommer war, weiß, wie dehydriert man sich am Abend fühlt. Aber in Ländern wie Deutschland ist es verhältnismäßig angenehm. Anber es geht schließlich um Selbstbeherrschung.
Obwohl das Ramadhanfasten kein Fasten im eigentlichen Sinne ist, da man abends das Fastenbrechen mit einigen Datteln und einem anschließendem großen Mahl begeht, nimmt man doch in der Regel einige Kilo ab, weil man niemals mehr als 1200Kalorien auf einmal essen könnte.[Im Nahen/Mittleren Osten häufen sich abe rimmer Abfalberge an überflüssigem Essen an!] Da ich meist früh zu müde bin auf Grund des bis spät in die Nacht dauernden Abendessens, verzichte ich auf das Frühstück.
Es setzt die Leistungsfähigkeit nur bedingt herab, die Konzentration ist kaum gemindert. Im Gegenteil: Nach einigen Tagen fühlt man sich befreit und besonders aufmerksam.
Wer sich ein Bild machen möchte, kann es ruhig ausprobieren. Da man, anders als bei einer Diät, sich auf den Abend freuen kann und weiß, dass es dann etwas reichhaltiges gibt, sollte es leicht möglich sein, so lage durch zu halten.
Muslime sind angehalten, sich nicht der Völlerei zuzugeben. Es wird berichtet von Muhammad, dass er meite, der Magen solle mit einem Drittel Nahrung, einem Drittel Wasser und einem Drittel Luft gefüllt sein. Man sollte nichts tun, um seinem Körper zu schaden, daher auch das Verbot von Tatoos, die Hygienevorschriften und das Gebot, auf seine Aktivität und Ernährung zu achten.
Fast Food ist nicht gerade eine Sünde, aber es sollte im Alltag vermieden werden. Das typische arabische Essen wird sehr lange und aufwendig gekocht, in Ägypten ist es sehr zucker- und fetthaltig, so dass man nur wenig davon essen sollte. Sonst werden aber sehr viel Obst und Hülsenfrüchte verzehrt. Für den geschmack sorgen intensive Gewürze, so dass man nciht so viel Butter, Zucker oder Salz verwenden muss.
Es gitb auch andere Empfehlungen für das Fasten. Nicht nur zu Ramadhan sollte man die Ernährung einschränken, sondern auch mehrmals pro Monat im Rest des Jahres. Daran hält sich allerdings kaum jemand.
In unserer familie gibt es freitags nur Säfte und Wasser über den Tag verteilt.
Wem es nicht möglich ist, diesen Monat, der nach dem Mondklander berechnet wird und so durch das Jahr wandert, zu fasten, der soll entweder die verlorenen Tage nachholen oder einen Monat lang einen Armen verköstigen.
Als wir noch in England lebten, haben wir jedes Mal an Oxfam eine Spende entrichtet. In Deutschland bleibt uns nicht genügend Geld dafür.
Ramadhan ist ernährungsbezogen nicht billiger, da wir nur biologische oder fair gehandelte Produkte verwenden, was das Erlebnis intensiviert.
Man hat sicher jeder schlechten tat (Lüge, Bosheit, Beleidigung) und lustbringenden Aktivität zu enthalten.
Ramadhan, was übrigens "brennende Hitze" bedeutet, dauert 29 tage. Am 27. feiert man die leilat-al-qadr, die Nacht der Macht, der Offenbarung des heiligen Qur'ans, wie in Sure 97 erwähnt. Ende der Fastenzeit stellt das eid ul-fitra (ich habe mir sagen lassen, Schüler der deutschen Ethikunterrichtes lernen es als "id al-fitr" kennen, türkisch "sheker bayrami")dar, das "kleine" Fest, im Vergleich zum "großen" Opferfest. Es dauert drei tage und ist ein äußerst freudiges Ereignis. Möglicherweise ist es vergleichbar mit dem jüdischen Purim, allerdings ist die Geschichte eine ganz andere.
In dieser Zeit werden auch viele Almosen und er Pflichteil (zakat) entrichtet, was zu Missbrauch und Ausnutzung in einigen Ländern geführt hat. Wir spenden beispielsweise an die Tafel in unserem Stadtteil, da sie uns damals auch untertstützt hat, und an das Deutsche Rote Kreuz. Mein Vater geht dann auch immer Blutspenden.
Ramadhan ist eine der fünf Säulen des Islam, neben salat (Gebet), zakat (Pflichtsteuer), haj (Pilgerfahrt) und shahada (Glaubensbekenntnis la ilah la allah**)
Das Herz ist geöffnet für die Anbetung. Man fühlt sich Gott näher.
*Auch Menstruation soll das Fasten ungültig machen, diese Einschränkung ist aber verrückt [und wohl nachträglich durch die "Jurisprudenz" Fiqh eingeführt worden], da die Periode einmal monatlich eintritt und der Ramadhan 29Tage dauert!
** Das ihr nicht laut vorlesen solltet, wenn mindestens zwei Muslime hinter euch sitzen ;-)
Almujadilah - 15. Sep, 14:42
Der Kölner Kardinal Meisner hat Kultur, die sich von der Gottesverehrung abwendet, als entartet bezeichnet. Was halten Sie davon?
50% Meisner hat Recht - eine gottlose Kultur ist entartet
47% Meisners Kritik geht in die richtige Richtung, aber die Wortwahl ist unglücklich
3% Meisners Äußerung ist schlichtweg ein Skandal 268 abgegebene Stimmen
Nun bin ich überrascht: Ist die Leserschaft der Welt dermaßen konservativ? ISt das ein statistischer Fehler durch die geringe Beteiligung? Waren die Antwortmöglichkeiten nicht ausreichend?
Almujadilah - 15. Sep, 13:49