Freitag, 21. September 2007

Überragende Schwäche

Ursprünglich hatte ich nicht vor, all zu viel über meine Herkunft zu schreiben. Abgesehen von einigen Anekdoten über meine Familie und deren muslimischen Alltag war es in meinen Augen nicht nötig. Ich bin nicht unpolitisch, jedoch möchte ich mich aus der „Großen Politik“ heraushalten. Gesinnung ist nicht relevant. Jedoch haben mich aktuelle Ereignisse dazu bewogen, tiefer zu dringen und meine Vergangenheit sowie aktuelle Verbindungen zum Nahen Osten zu thematisieren.

Libanon. Ein Wort. Viele Assoziationen. (Mich interressieren eure Gedanken!)
Israelkonflikt. Premier al-Hariri ermordet. Antisemitismus. Bombenanschläge in Beirut. Hizbollah. Flüchtlinge in Nahr al-Bared. Fatah al-Islam Faktion. Explosionen in christlichen Nachbarschaften.
Kriege über Kriege (1970-1990, 1994/5, 2004, 2006,2007), oder euphemistischer ausgedrückt: Bewaffnete Konflikte.

Ich schäme mich für mein Land. Wo soll ich Patriotismus hernehmen? Ist der libanesische Händler in der Innenstadt, der wunderbare Sesamsüßigkeiten verkauft, ein Repräsentant meines Herkunftsort, gar ein Vorbild?
Ich erinnere mich nicht mehr an die Bomben, da ich ein Jahr alt war, als der syrisch-libanesische Vertrag geschlossen wurde. Damit wurde Syrien im Prinzip Besatzungsmacht. Heute gibt es in Politik Auseinanderseutzungen zwischen syrien-freundlichen und -feindlichen Parteien. bzw. paramilitärischen Organisationen. Und wie immer ist Isreal in den Augen vieler ein Problem.

Während des Bürgerkriegs: Vater repariert Generatoren und Autos, Mutter arbeitet als Lehrerin, später als Sanitäterin.

Als Isreal 1994 wiederholt den Süden des Landes angriff, um die Entwaffnung der Hizbollah zu bewirken, entschlossen sich meine Eltern, nach Großbritannien auszuwandern, um einer weiteren landesübergreifenden Eskaltion zu entfliehen.

Der alttestamentarische Prophet Jeremiah wies an „Geh zum Libanon und weine.“
Ich kann nicht mehr weinen.
Onca again, Lebanon is spiralling rapidly into a tempest of violence.

3.Dass sie den Blick abwenden

// Dieser Essay ist nicht annähernd fertiggestellt. Sein Umfang wird sich bis Montag verdreifachen. Unglücklicherweise bleibt mir heute keine Zeit für Erweiterungen. Ich habe 30 Stunden Arbeitszeit für die Schule über das Wochenende vor mir. Ich entschuldige mich für die Verzögerung. Um mein Versprechen zu halten, veröffentliche ich folgenen Rohentwurf.

{Das Unterdrückungspotenzial und die Machtfrage „Was nützt wem“}Aus bisherigen Kenntnissen können einige Thesen etabliert werden:
Das Kopftuch ist kein rein muslimisches Phänomen, sondern taucht aus unterschiedlichen Gründen in vielen Zeiten und Kulturen auf, beispielsweise im frühen Juden- und Christentum, sowie bis zur Mitte des 20.Jahrhunderts in Deutschland. Die ursprüngliche Motivation zur Einführungwar eine moralische Schutzfunktion. Es gibt keine skripturalen Belege für eine Obligation zum Kopftuch-tragen. Alle Anweisungen sind im historischen und kulturellen Kontext zu sehen. Dennoch, die Absichten sind pervertiert wurden – zugegebenermaßen vom (politischen) Islam und den frommesten Muslimen.

Einer der Hauptgründe, weshalb der hijab heutzutage von zahlreichen Menschen und Gruppierungen abgelehnt wird, ist die damit verbundene Jahrhunderte währende Geschichte der Oppression und religiös gerechtfertigter Gewaltanwendung gegen Frauen.

Der ausländische Betrachter nimmt mit Furcht und Bestürzung die vollkommen verhüllten Tschadorträgerinnen - die wandelnden Krähen, die man nicht einschätzen kann, die ihre Blicke abwenden, deren Gesicht man nicht sieht -, trifft Hijabis mit enganliegender, offenherziger Kleidung. Er spürt die Ambivalenz, kann sich nicht erklären, wie diese Paradoxien zustande kommen. Das Kopftuch trägt zahlreiche Ideologien – von neo-Schamhaftigkeit, religiösem Eifer bis zu politischem Imperialismus.

Jedem ist bekannt, dass weibliche Menschen in islamisch-geprägten Ländern unter unvorstellbarer Ungerechtigkeit leben müssen. Auch erkennt man ähnlich repressive Struckturen mittlerweile in Europa, da Erziehung. Viele Betroffene suchen vergeblich Hilfe bei Staat und Legislative.

Das „Koranurteil“, bei dem eine Scheidungsrichterin auf Grundlage des Qur'ans argumentierte, die Ehefrau müsste mit häuslicher Gewaltrechnen, da ihr Mann, hat kurzzeitig hohe Wellen in den Medien geschlagen. Dies ist nur ein Beispiel zynischer Rechtssprechung. Es sollte jedoch nicht als Beweis für die Islamisierung Europas bzw. Unterwanderung durch reaktionäre Kräfte mit Sharia-Einführungsbestrebungen, sondern lediglich als Warnung vor Kulturrelativismus dienen.
//.......
Obwohl derartige Vorfälle lediglich die Spitze des Eisbergs sind, stellen sie nicht die Regel dar. Doch latente Abwertung und Gewalt ist üblich.

In jüngster Zeit wurde eine Burqa als Verkleidung von einem aus der pakistanischen Roten Moschee fliehenden Fundamentalisten getragen. [Beruhuigend, dass der Qur'an kein Äquivalent zu dieser Bibelstelle kennt: „Ein Mann soll nicht die Gewänder einer Frau tragen, eine Frau nicht die Ausrüstung es Mannes.“...]

//.....

Ich konstatiere, dass während nicht jede Muslima eine Unterdrückte ist, man nicht die Augen verschließen darf und ihr Hilfe verweigern, da sie sich angeblich selbst, freiwillig in diese Situation gebracht hätte. Es ist falsch, sie in ein Opferschema zu kategorisieren, so wie auch nicht jeder Mann als Täter eingeordnet werden kann. Was jetzt nötig ist, ist kein Opferfeminismus, sondern eine aktive Emanzipation. Die Kopftuchdebatte darf jedoch keinesfalls von den wirklichen, relevanten Problemen ablenken.

Doch diese alte Sichtweise, dass Modernität und Aufklärung mit Unverhülltsein einhergehen, befindet sich im Wandel. Junge Frauen, besonders Konvertitinnen kämpfen paradoxerweise Sie geben sich nicht mit den bisherigen Konnotationen zufrieden und kleiden sich bewusst mit einer Verhüllung. Ihre Beweggründe und die politischen Auswirkungen dieser Entwicklung werden in den nächsten beiden Kapiteln erläutert.

Kommende Artikel:
4.Demut in Zeiten des Überflusses
{Die Anziehungkraft der „Ablehnung der Nacktheit“}
5. Fereshta Ludin und die Jungen Liberalen
{Die Macht der Konvertiten}
6. Gewalt und „dieses Stück Stoff“
{Westliche Apologetik}
7.Fazit
{Was es bedeutet Kopftuchträgerin zu sein}

Ramadan-Köstlichkeiten

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Underneath the Veil

Denken und Glauben

Wo Verstand ist, da braucht es nicht viele Worte

Nicht jeder, der einen Bart trägt, ist schon ein Weiser. (arab. Sprichwort)

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