Dienstag, 12. Februar 2008

anti-anti-anti-europäisch

Warnung des türkischen Ministerpräsidenten Tayyip Erdogan an seine in Deutschland lebenden Landsleute vor einer Aufgabe ihrer kulturellen Identität

Natürlich ist Merkel not amused

Wer die deutsche Staatsbürgerschaft besitze, sei Staatsbürger ohne Abstriche. "Die Loyalität gehört dann dem deutschen Staat"
Meine Loyalität hättet ihr. Uneingeschränkt. Leider gibt mir keiner die Staatsbürgerschaft. (Vielleicht heirate ich irgendwann mal einen Deutschen, dann hat sich die Problematik erledigt.)

Assimilation abzulehnen steht doch nicht im Gegensatz zu Integration, zumindest laut dem Rat für...ähm...für...wasauchimmer.

Fragen wir doch mal Claudia Roth (Grüne), die die Türkei nach eigener Aussage über alles (von Deutschland mal abgesehen, denn für wen machst sie den Politik) liebt - die Gastfreundschaft, die Menschen, die Traditionen und sogar die Konflikte - das kleinasiatische Land sei für sie die zweite Heimat: Es sei bemerkenswert, dass er als erster türkischer Regierungschef seine Landsleuten in Deutschland aufgerufen habe, deutsch zu lernen.
Wow, ich bin beeindruckt. Soviel gesunden Menschenverstand kann man ja nicht einfach voraussetzen.

Bayerns Europaminister hielt Erdogan hingegen vor, ihm gehe es einzig darum, Politik von Ankara aus zu machen Nun, das ist nicht wirklich eine Überraschung? Ein türkischer Präsident wird nunmal türkische Politik machen...

"Man sollte nicht versuchen, als türkische Regierung Innenpolitik in Deutschland zu betreiben."
Ähm... Ja, gut. Aber Roth hätte damit sicher kein Problem, denn zwischen Deutschland und Türkei bestehe ja eine besondere, tiefe Verbindung. Fast brüderlich. Obwohl, das Wort ist schlecht gewählt, das hat Anklänge an die UdSSR. --- Wie kann ich es mit als Ausländerin aber auch anmaßen, was über eine Zeit zu sagen, die ich nie miterlebt habe?! Das ist ja fast so schlimm wie Erdogans Äußerungen.

Mal so als Statistisches Schmankerl:
So erhielten 2003 noch 140.700 Migranten die deutsche Staatsbürgerschaft, 2004 waren es 127.000 und 2005 nur noch 117.200. Danke. DU BIST DEUTSCHLAND. Ich aber nicht.

Montag, 11. Februar 2008

YouNazi

Ist euch schon mal aufgefallen wie stark die Rechte (und auch die Antifa, wie war es auch anders zu erwarten) auf YouTube vertreten ist?

Mit NPD-Songs, SchulhofCD-Aufnahmen, Wehrmachtpropaganda und Lieder gegen Kindesmisshandlung und "staatliche Gehirnwäsche"...

(Aus nachvollziehbaren Gründen verzichte ich auf Verlinkungen.)

- Warum ausgerechnet die NPD gegen Kinderschänder?
- Es gibt User mit Namen wie JewHater, Stahlkappenwut, Agitator88 - warum sperrt die Niemand?
- Was wollen die überhaupt - es gibt so etwas wie Internationale Gemeinschaften, die ganze Agitation is eh sinnlos (Beispiel Österreichische Rechte)!
- Manche Rechte können einem fast Leid tun - ein solches Schuldigkeits-Trauma...

Fazit: Will OpenSource und Web 2.0 weiter bestehen, sollte die gesamte Community gegen diese Menschenverachtung vorgehen!

Wann wird endlich etwas gegen Videopropaganda auf YouTube, Geschichtsrevisionismus auf Wikpedia und Sympathisantenfang auf MySpace getan?

[Und das mir jetzt ja keiner mit irgendwas droht. Ich bin Muslima, ich bin das gewohnt. ;-) ]

Samstag, 9. Februar 2008

Sharia-Fauxpas

Archbishop of Canterbury has hit back over criticism of his comments on sharia law, amid growing calls for his resignation.

Dr Rowan Williams made no proposals for sharia, and "certainly did not call for its introduction as some kind of parallel jurisdiction to the civil law", a statement on his website said.

He was "exploring ways in which reasonable accommodation might be made within existing arrangements for religious conscience" and his core aim was "to tease out some of the broader issues around the rights of religious groups within a secular state". [...]

[The Bishop of Hulme] added: "He is undoubtedly one of the finest minds of this nation. The way he has been ridiculed, lampooned and treated by some people and indeed some of the media within this process, is quite disgraceful."

The Muslim Council of Britain (MCB) said it was grateful for the "thoughtful intervention" of the Archbishop on the discussion of the place of Islam and Muslims in Britain today.

A spokesman for Prime Minister Gordon Brown said: "Our general position is that sharia law cannot be used as a justification for committing breaches of English law, nor should the principles of sharia law be included in a civil court for resolving contractual disputes."

He added: "If there are specific instances like stamp duty, where changes can be made in a way that's consistent with British law and British values, in a way to accommodate the values of fundamental** Muslims, that is something the Government would look at.

"But the Prime Minister believes British law should apply in this country, based on British values," he said.***

Dr Williams said other religions enjoyed such tolerance of their own laws, but stressed that it could never be allowed to take precedence over an individual's rights as a citizen.

He said it would also require a change in perception of what sharia involved beyond the "inhumanity" of extreme punishments and attitudes to women seen in some Islamic states.*****

A spokesman for the Ministry of Justice said: "Provided an activity prescribed by sharia law does not contravene the law of England and Wales, there is nothing in English law that prevents people abiding by sharia law if they wish to do so."****

But the spokesman added sharia law "has no jurisdiction in England and Wales. There is no intention to change this."


Eine interressante Logik es, wenn ein britischer Geistlicher der Anglikanischen Kirche die Einführung der Sharia für Muslime befürwortet, da es die Integration verbessern würde. Aha - anscheinend hilft es der Integration mit der Leitkultur des Aufenthaltslandes, wenn man seine Rechtsangelegenheiten in separaten Gerichten erledigen kann...

Hatten wir das nicht schon mal in Kanada? Haben nicht dagegen Tausende Muslime demonstriert?

Ich fasse es nicht - in Frankreich verbietet man Schülerinnen den Hijab, in UK erwägt man die Sharia?

Ich frage mich, wann auch die SPD in ihrer Grande Coalition so einen Schritt ins Auge fassen. DIe Prostitution* ist ja schon legitimiert worden, warum nicht auch die Rechte und Ehre der Muslima verkaufen?

Ich kann Einstein nur zustimmen - über die Endlichkeit der Menschlichen Dummheit bin ich mir nicht so sicher.

*(besser gesagt die Position der Freier gestärkt)
** wtf? "fundamental Muslims"? Kann mir das mal einer erklären?
***Überraschend...
****Well, but then it's not a bloody issue for official regulation anyway.
***** This argumentation renders the whole discussion obsolete - if we soften up sharia to abide by secular law, the measure becomes absolutely ridiculous.

Samstag, 2. Februar 2008

Afwan!

Entschuldigt bitte meine lange Abwesenheit. Sie war bedingt durch zahlreiche Klausuren, den Umzug in einen anderen Stadtteil - und hauptsächlich durch den Wechsel zu einem anderen Telefon/Internetanbieter, der nicht ganz reibungslos vor sich ging.
Weiterhin hatte mein ältester Bruder eine Phase, in der er Amok laufen wollte, der Jüngere hatte ein religiöses Erweckungserlebnis, meine ältere Schwester überlegt sich das Kopftuch anzulegen und das Baby hat einen empfindlichen Magen. Vater wurde befördert, Mutter hat endlich einen Job - als Telefonistin. Unser Nachbar hat sich erschossen, mein Cousin aus Palästina geheiratet. Ich muss meine Jahresarbeit im Juni abgeben (30 Seiten plus Praktikteil) und habe noch nicht mal angefangen. Meine Ausdrucksfähigkeit leidet unter den vielen Sprachen, die ich momentan lerne (Deutsch Spanisch, Hebräisch, Mandarin, Englisch, Latein), was das schreiben von Blogartikeln nicht einfacher gestaltet.

Aber es wird ab dem 20.02.2008 neue Beiträge geben, vielleicht auch Kurzgeschichten (allerdings auf Englisch).

Mittwoch, 9. Januar 2008

Mitleidheischend

Hello,

My name is Mrs. Fatima Reza, from Dubai, United Arab Emirates. Am 58 years old, suffering from long time cancer of the breast. From all indications my condition is really deteriorating and it's quite obvious that I won't live more than 2 months according to my doctors. This is because the cancer stage has gotten to a very bad stage. My late husband died early last year from heart attack, and during the period of our marriage we couldn't produce any child. My late husband was very wealthy and after his death, I inherited all his business and wealth. The doctor has advised me that I will not live for more than 2 months, so I have now decided to spread all my wealth, to contribute mainly to the development of charity in Africa, America, Asia and Europe. Before my late husband died he was a major oil tycoon, in Dubai and deposited the sum of 70 million dollars (Seventy million us dollars) in a storage company in Europe some years ago, that’s all I have left now, I need you to collect this funds and distribute it yourself to charity. So that when I die my soul can rest in peace. The funds will be entirely in hands and management. I pray God gives you the wisdom to touch very many lives that is my main concern. 30% of this money will be for your time and effort, while 70% goes to charity.

Brilliant.
And I pray to God that idiots like the author of this scam will get their punishment.

Freitag, 4. Januar 2008

Dankbar

Es gibt doch tatsächlich ein Buch, das von "Rainer Danckwerts" und "Dankwart Vogel" geschrieben wurde.
Da haben sich zwei gesucht und gefunden.

Donnerstag, 3. Januar 2008

Deutscher Boden

Mit dem in der Überschrift verwendeten Begriff verbinde ich entweder nationalsozialistische Politik oder Werbung für festkochende Kartoffeln. Wäre von, sagen wir mal, palästinensischem Land die Rede, würden sich meine Assoziationen eher um leblose Körper(teile) im blutig-roten Sand drehen. Auf irakischem Boden dagegen liegen in meiner Vorstellung junge Söldner mit archaischen Kalashnikovs, um sich mit ebenso jugendlichen amerikanischen GIs ein sinnloses Feuergefecht zu liefern.
Doch solche schrecklichen Bilder beiseite.

Was ist Heimat?
Was ist an einem Land so besonders, das man PatriotIn sein kann, ganz zu schweigen davon, dafür in den Tod zu gehen?
War ich froh, wieder zu Hause zu sein, als ich vor wenigen Stunden aus dem Zug stieg, von einem Besuch bei meinen britischen Verwandten zurückkehrend?
Die Luft hatte sich nicht verändert. Sie war genauso abgas- und plastikgeschwängert. Ein erneuter Kulturschock blieb somit aus. Es gibt weniger Fertiggerichte und Milchprodukte in den Kaufhallen und das Obst ist preiswerter. Die Busfahrer sagen die jeweils nächste Haltestelle an und man sieht weniger verschleierte Frauen auf den Straßen. Das sind aber auch die einzigen Unterschiede und es gibt nichts, was ich in einem anderen Land vermissen würde. Ich bin Umzüge und Ortswechsel gewohnt. Mich schockt nichts mehr (außer vielleicht der Sudan oder Afghanistan).

Die erste Frage ist die schwierigste und ich bin versucht, die Beantwortungen den Philosophen zu überlassen.

Das nächste Problem ist aus meiner Sicht einfach gelöst: Die Menschen brauchen einen Fixpunkt, zu dem sie zurückkehren können, an dem sie Bekanntes treffen, der Erinnerungen wieder aufkommen lässt, die Vergangenheit in den Kontext der Gegenwart bringt. Man benötigt dagegen keine Heimat auf nationaler Ebene – oder sollte es.
Länder sind dynamische Gebilde, Nationen können sich nicht auf eine allgemeine Definition stützen. Innerhalb jeden Landes gibt es verschiedene Dialekte oder gar Sprachen, mehrere Kulturen, variierende Ernährungsgewohnheiten, teilweise unterschiedliche Gesetze und Religionsvielfalt. Nationen sind Zusammenschlüsse von Menschengruppen, die wiederum aus Individuen mit ihren eigenen Weltbildern bestehen. Konflikte entstehen aus artifizieller Besinnung auf einen angeblichen Gemeinsamen Nenner, der die Gruppierung nach innen stärkt, nach außen aber Aggressivität anwendet, um die eigenen Grenzen gegen andersartige Gruppen zu schützen. Solche Eskalation ist immer präventiv. Unsichere Personen sind besonders anfällig für die Übernahme solcher Feindbild-geprägter Ideologien. Sie lassen ihre Individualität hinter sich, wodurch die Gruppe an Wert gewinnt, das eigene Leben diesen aber verliert. Somit wirkt ein Tod im Namen nationaler Interessen nicht mehr bedrohlich, da er einen höheren, gerechtfertigten Zweck zu bekommen scheint. Auf einer mindestens latent zu betrachtenden darwinistischen Ebene erklärt sich diese Opferbereitschaft aus der Konsequenz, dass bei einem Sieg der eigenen Gemeinschaft durch die engeren Bande die eigenen Gene weitergegeben werden können. (Sozialdarwinismus argumentiert auf ähnliche aber aggressivere Weise – der „Reinhaltung“ des Blutes)

Was ist mein persönliches Heimatgefühl?
Ich habe kein Heimatland, aus oben genannten Gründen. Ich habe sieben Jahre im Libanon verbracht, fünf Jahre in England, fünf in Deutschland. Ich habe Familienmitglieder in über fünf Ländern. Ich weiß wo meine Wurzeln sind, was meine Leitkultur ist. Zusätzlich habe ich jedoch auch das Privileg erhalten, das westliche Lebensgefühl kennen zu lernen – und die Normen, die damit verbunden sind. Somit kann ich mein eigenes Weltbild entwickeln, ohne gedankenlos das meiner Vormütter und -väter übernehmen zu müssen. Ich kann abwägen, argumentieren, ohne mir Kulturfremdheit vorwerfen lassen zu müssen.

Ich liebe es zu reisen, andere Lebensweisen kennen zu lernen, die subtilen Unterschiede zu entdecken, die uns so vielfältig machen. Dies muss jedoch ohne Urteil geschehen, das heißt, keine Kultur darf als inferior bezeichnet werden. Natürlich gibt es menschenrechtsverletzende Praktiken, die mit „unseren“ ethischen Werten unvereinbar sind und ich werde auch nicht in die Falle des übertriebenen Liberalismus treten und diese mit dem Totschlagargument „Das ist nun einmal deren Kultur.“ rechtfertigen, was übrigens auch von Arroganz zeugen würde.

Dienstag, 1. Januar 2008

Germany, a history of

Das Curriculum der Sekundarstufe II sieht für den Geschichtsunterricht die Behandlung der Jahrhunderte 18-20. vor, mit Fokus auf deutscher Politik. Unglücklicherweise ist wohl das letzte Thema, dass mich interessieren könnte. Was habe ich davon, die Französische Revolution zum zweiten Mal (wenn auch nur innerhalb einer Doppelstunde, die Problematik des Grundkurses...) zu lernen, mich mit der subtilen Unterscheidung zwischen Hebertisten, Montagnards und Girondisten zu befassen (während ich außer „Vous le *§'=%& avec moi“ ;-) und „Je'm appelle“ kein Französisch kann)? Wozu sollte ich wissen, wer welche Depesche kürzte, wie aus ADAV und SAPD die SPD hervor ging? Wann Caprivi welche Reformen machte oder wer Theobald von Bethmann Hollweg war? Oder welches Gas so tödlich war, dass die Soldaten, gerade noch Pennäler, in den Gräben keine Zeit hatten ihre Masken überzuziehen? Wer mir aus dem Stehgreif sagen kann, was KSZE ist, der bekommt einen imaginären Keks.
Oberflächlich betrachtet ist der gymnasiale Stoff für eine quasi-Ausländerin äußerst irrelevant.

23 Jahre nach Liberia (aber immerhin 100 Jahre vor Bangladesh) hatte auch Deutschland sich 1871 in einen geeinten Nationalstaat verwandelt. Bezeichnenderweise ebnete ein Krieg (wieder einmal) mit Frankreich und ein ausdrücklicher Sozialstaatsfeind sowie Machtmensch den Weg dafür.
Im Versailler Schloss wurde offiziell der deutsche (sic!) Staat gegründet, ein ziemlicher Affront, der die spätere Beschimpfung (von den Nazis in spe) der Unterzeichnung des Friedesvertrags nach dem Ersten Weltkrieg als Novemberverbrechen gründlich ad absurdum führt.

[Nach Napoleon und Hitler sind die Deutschen und die Franzosen mittlerweile im Prinzip beste Freunde.

Dass es sinnvoller ist, mit seinen direkten Nachbarn Frieden zu schließen haben die Araber noch nicht begriffen. Ich warte auf den Tag, an dem es (an das dt.-frz. Vorbild angelehnt) es einen israelisch-iranischen Freundschaftsverein gibt, das ägyptische Militär seine Offiziersanwärter zum Austauschsemester an die Universität in Tel Aviv schickt und die libanesische Präsidentin (ein sehr ferner Traum) vom israelischen Premier mit Handkuss (Sarkozy [Sahr-koo-'see, nicht Sarr-'kow-ssih wie man es z.B. in Sachsen und Thüringen manchmal findet] lässt grüßen) empfangen wird.]

Wollen wir noch einmal zum Namensgeber für marinierten Fisch zurückkommen.
Wie ein Geschichtsprofessor im Seminar einmal flüsterte fing „mit Bismark die ganze Scheiße an“. Nämlich, die Trennung von Demokratie und Nationalstaat. (Spätestens aber mit Kaiser Wilhelm, dessen Militärkult in Christbaumschmuck in Handgranatenform gipfelte)

Die US-Amerikaner - die-hard patriots, was wohl verständlich ist, wenn man einerseits sich sein Land aus kleinen Siedlungen an der Küste aufgebaut hat, andererseits eine Nation aus Immigranten ist, die irgendwie auf einen gemeinsamen Nenner kommen muss - sehen sich als Hüter der Demokratie, und das weltweit. Leider zielen sie manchmal schlecht, was Kambodscha erfahren mussten. Dann wiederum treffen sie vorzüglich, was man an Nagasaki/Hiroshima erkennen kann.
Die Franzosen sind so stolz auf ihr Land, dass man mit Blicken erstickt wird, sobald man es wagt ein englisches Wort zu benutzen, auch wenn die Alternative eine zwecklose Verständigung mit allen Gliedmaßen ist.
In England nimmt man die ganze Innenpolitik with a grain of salt und Selbstironie, die Orientierung eines Briten kann man anhand seiner Tageszeitung festmachen(Guardian oder „Tory“graph) und die Supermärkte quellen über mit lokal produzierten Waren.
Fragt man dagegen einen Deutschen auf der Straße, was er von einem Nationalstaat hält, beginnt er zu schwitzen, mustert den Fragenden misstrauisch auf Springerstiefel, stottert maximal etwas von Bier und WM und macht sich aus dem Staub. Allerdings kann auch der Fall eintreten, dass der Interviewpartner von der Großartigkeit Deutschlands schwärmt. Dann fängt der Frager an zu stottern und sich nach einem Fluchtweg umzublicken.
In vielen Ländern, die ich kenne, singt man häufig die Nationalhymne, in Ecuador und im Libanon unter anderem morgens vor Schulbeginn. Hier kennt man sie ja nicht einmal, von FußballspielerInnen einmal abgesehen.
Im Vergleich zu manchen anthems ist die deutsche noch harmlos. “brüderlich” [leider nicht auch schwesterlich, eine entsprechende Anpassung ist sicher genauso nötig wie die “Bibel in geschlechtergerechter Sprache”] soll da Freiheit, Recht und Einigkeit geschaffen werden, mit “Herz und Hand”, nicht durch Demagogen und G3. Also kein Anlass zur Sorge. Den Teil mit “des Glückes Unterpfand” verstehe ich sprachlich nicht ganz, aber das ist zweitrangig.
Der “Nazi-Teil” aus der ersten Strophe mit unglücklichen imperialistischen, kriegerischen und expansionistischen Konnotationen “Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt!” [Übrigens nicht vom NS-Regime eingeführt, sondern bereits in der Weimar Republik] gehört nicht in den offiziellen Text [Obwohl die NPD und diese komische Nationalfront, die überall Sticker ranpappt, das gerne sehen würden.], überschattet aber die gesamte Bedeutung.
Aber seien wir ehrlich – das wäre schon nervig, immer bei Schulbeginn singen zu müssen.

In Frankreich gab es erwähnte äußerst kopflose Revolution, bei der die Ideale im Blut der Willkür ertranken. Die Kulturrevolution in China machte Menschen zu Pflugscharen. Die amerikanischen Ureinwohner fielen der Expansion der States buchstäblich zum Opfer. In England hat man „Hexen“ im Gefängnis vergewaltigt. Jeder hat eine blutige Vergangenheit.

Wie Michael Mittermeier sinngemäß einmal zum Irakkrieg sagte - „Danke, endlich wird jemand [die USA] mehr gehasst als Deutschland.“ Die Welt aber hasst Deutschland nicht – nicht oft, zumindest. Nur die Leute hier hassen sich selbst, weil sie im Bezug auf die Vergangeheit ein wenig masochistisch sind.

Verantwortwortung für die Verbrechen des Dritten Reichs trägt von den heute Lebenden nahezu niemand mehr, alle damaligen Täter sind tot oder verurteilt. Wir sind dann SCHULD (und diese Schuld tragen wir alle mit), wenn wir wegsehen, wenn HEUTE Rechte am Werk sind - die Shoah (a.k.a. Holocaust) verleugen, Agit-Prop auf Schulhöfen verteilen, ausländische Mitmenschen zusammenschlagen oder verfassungswidrig sich einschleichen. Keine pathetischen Gesten, keine jährlichen Exkursionen zu Gedenkstätten und wohl auch kein soziales Jahr in Israel werden das soziale Klima verbessern.

Sonntag, 30. Dezember 2007

Blessing

Schwesterchen Asma ist ein meist sehr stilles Kind, dass nur bei zu großem Hunger beginnt zu schreien, dann aber ohrenbetäubend. (Wo Kleinkinder das Lungenvolumen zum Brüllen hernehmen ist mir schleierhaft.) Mit großen dunklen Augen blickt sie, mit einem Tuch an Mutters Rücken oder dem eines anderen Familienmitgliedes befestigt, aufmerksam umher und starrt ihre Mitmenschen manchmal so intensiv an, als machte sie ein mentales Foto, auf dem jede Pore in höchster Auflösung dargestellt ist.
Wenn sie auf Mutters Oberkörper direkt ander Haut liegt rollt sie sich wohlig gesättigt zusammen, wie eine Katze im Körbchen oder ein Meerschweinchen beim Streicheln.
Ihr babytypisches Fettgewebe verleiht ihr eine Rundlichkeit, die im krassen Gegensatz zu den dürren Konturen der einige Jahre älteren Leyla steht.
Die Dattelpalme, die wir nach ihrer Geburt pflanzten, stand bis zum Wintereinbruch auf dem Fensterbrett und ist mittlerweile so groß wie ein Finger ihrer Patin.
Vater ist so hingerissen über sein Töchterchen, dass er sie ständig bei sich haben will und seit Neuestem auch kaum Überstunden macht. (Das hat allerdings zur Folge, dass ich öfter Zeitungen austragen und im syrischen Imbiss eines Bekannten aushelfen muss, damit wir die Heiz- und Stromkosten decken können. Trotzdem funktioniert die verdammte Heizung in drei Räumen nur sehr sporadisch.)
Nichts bringt Kinder besser zur Ruhe als eine monotone Qur'anrezitation. Unglücklicherweise zieht das auch nach sich, dass sie beim Gebet regelmäßig einschläft. Naja, vielleicht träumt sie von Allah und den Engeln, das hätte auch viel für sich – sie sieht schlummernd so paradiesisch friedlich aus, dass das tatsächlich der Fall sein könnte.

Samstag, 29. Dezember 2007

Mourning Bhutto

_44325543_bhutto203x300afp Benazir, rest in peace, Allah's blessing be upon you and may you be surrounded by angels in Paradise

Es kann nicht sein.
Das darf einfach nicht der Wahrheit entsprechen.
Wie ist es möglich, dass die ehemalige pakistanische Präsidentin tot ist?
Starb sie auf Grund einer Bombe oder an Schussverletzungen?
Nachdem ist erst vor wenigen Monaten aus dem Exil zurückgekehrt war, nachdem sie knapp einem Anschlag entging, der über hundert ihrer Anhänger das Leben kostete, nachdem Präsident General Musharraf den Notstand ausgerufen hat, nachdem Regierungskritiker verschwunden sind - wie kann dann noch Zweifel bestehen, was gerade, unbemerkt von der internationalen Gemeinschaft, vor sich geht!

Al-Quaeda/Taliban/Regierung? Was macht es für einen Unterschied?

Öffnet endlich eure Augen - was passiert nur in dieser Welt?

Seide und Stahl
Fragwürdig
Trauer

Dieses Attentat hat vor allem den muslimischen Frauen die Hoffnung genommen, dass eine Frau an der Spitze eines islamischen Staates ihnen das bringen könnte, von dem die meisten nur zu träumen wagen: Freiheit.

Denn sie stand für alles, was die Terrorkommandos mit aller Macht bekämpfen: für Liberalität, für Demokratie und für die Emanzipation

„Ich bin zu jedem Risiko bereit, denn ich muss Pakistan vor der Diktatur und dem Terrorismus bewahren“. Das waren mit ihre letzten Worte.

„Wir sind das Gewissen des Landes, die Zukunft und die Hoffnung.“ - Aber was geschieht nun?

(EMMA-Nachruf)

Underneath the Veil

Denken und Glauben

Wo Verstand ist, da braucht es nicht viele Worte

Nicht jeder, der einen Bart trägt, ist schon ein Weiser. (arab. Sprichwort)

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Cool, you're back. Gonna...
Cool, you're back. Gonna read those stuff later. Just...
Theo (Gast) - 23. Apr, 21:53
"Sie sind Menschen. Wir...
Das kann - und sollte - man einfach so für sich stehen...
banger - 15. Apr, 01:19
Allah braucht keine "Fürsprecher"
Ich sage euch eins - Gott ist in keinster Weise auf...
Almujadilah - 12. Jan, 15:54
Das Sterben geht weiter
...ob nun in Israel oder Palästina, es macht keinen...
Almujadilah - 10. Jan, 17:24
Momentan sieht es leider...
Momentan sieht es leider so aus, dass ich nicht bloggen...
almujadilah (Gast) - 3. Okt, 19:37

Mein Lesestoff

Ich bin nicht verantwortlich für diese Links. Sie spiegeln nicht notwendigerweise meine Meinung oder Ausrichtung wider. Sie sind für Recherchezwecke aufgeführt.

Archiv

Mai 2024
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
 
 
 

Suche

 

Status

Online seit 6259 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 23. Apr, 21:53

Viel ist relativ


aller Tage Morgen
Couscous und Co.
heutzutage
Me, Myself and I(ntegration)
OrientalSpirit
skandalös
Through My Eyes
Unveiling
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren