kirche live und in farbe
Ich war noch nie in meinem Leben in einer christlichen Kirche. Bis letzten Sonntag. Ich war krank gewesen bei der Exkursion des Ethikunterrichts in das evangelische Kirchengebäude, an dem ich morgens immer vorbeifahre und an dessen Seite ein großes Banner mit Regenbogen, obligatorischem Fisch und "Jesus liebt dich"-Aufschrift hängt.
Diesmal ist es allerdings eine Andere: Ein rotes Steingebäude mit einem unglaublich penetrant lautem Glockenschlag, der jeden Muezzin übertönen würde. Es ist Sonntags und 10 Uhr. Eine Vielzahl Menschen, darunter viele Kleinkinder, strömt in die Kühle des Hauses. An der Tür steht ein Pfarrer/Pastor/Priester/Kleriker*, jedenfalls ein schwarzgekliedeter Kirchenmann mit frappierender Ähnlichkeit für Rüdiger Hoffmann und schüütelt jedem die Hand. Auf einmal macht die Grippezeit den Deutschen nichts aus. Glauben stärkt - auch die Abwehrkräfte?
Vor den Bänken steht ein kleines Mädchen mit schüchternem Blick und einem Stapel grüner Bücher. Ich bezweifele, dass man hier Bibeln verteilt. Sie blickt mich verwirrt und erwartend an. Ich lächele schief und gehe weiter. Beim Beobachten der Ankommenden dämmert es mir, dass ich dennoch eines der Bücher brauchen werde, zumindest nimmt jeder eins. Die Bänke unterscheiden sich in (Un)Bequemheit kaum vom Knien. Neben mir sitzen einige alte Damen mit geklöppelten Mützen auf dem Schoß. Ich schlage den grünen Band auf. Noten. Ein Gesangsbuch. Irgendwas mit Burgen, Zion, Zebaot und Estomihi. Ich habe Latein gelernt, aber ohne Kontext sagt mir das Letztere nichts. Ich werde von der Seite beobachtet. Als ich mich hinwende, erhalte ich ein aufmunterndes Lächeln.
Mittlerweile habe ich auch kapiert, wofür die Zahlen auf die Tafel stehen.
Nun beginnt das große Spektakel (verzeiht mir den Ausdruck): Der P/P/P/K tritt vor, begrüßt die Anwesenden (schon wieder?), ruft due Kleinen nach vorne, verspricht ihnen Gottes Segen, sie schreiten angeführt von einer Älteren in einen Nebenraum. Sie sehen wirklich so aus, als hielt Jesus sie an der Hand.
Wir singen, ich erkenne wieder einmal, dass ich problemelos tief und hoch singen kann, aber nichts dazwischen. Die Häkeldamen sind anscheinend sehr fromm oder im Kirchenchor, sie brauchen das Buch nicht. Ich schon, aber ich finde die Seite nicht, bis mir meine Nachbarin sie zeigt. Ob sie sich wohl über meine Dummheit amüsiert hat? Ich überlege hin und her, ob ich Gottesnamen mitsingen soll. Ist das kindisch? Oder fundamentalistisch? Dann hält eine Frau die Predigt. Sie erzählt von Wasser, Jesus am Brunnen, Ausgrenzung, sozialen Randgruppen, Unterschicht, Durst.Ich versichere mich noch einmal, es ist keine Soziologievorlesung. Wir singen wieder. Dann stehen alle auf, ich beeile mich es ihnen gleichzutun. Das VaterUnser kann ich auswendig, aber das Glaubensbekenntnis, nun -
außerdem wäre es Heuchlerei.
Ich konstatiere: Das islamische ist weitaus kürzer.
Dann halten alle inne, senken die Köpfe und - beten. Im Stehen. Ich würde ja entweder die Arme über die Brust legen oder an der Seite lassen, aber vor den Bauch - wie die Fußballspieler?
Zum Glück ist diesmal kein Abendmahl, ich habe mir von einer tiefchristlichen Freundin sagen lassen, dass dann ein Becher mit Wein herumgegeben wird. Actimel wäre vielleicht in dem Fall sinnvoller. Und überhaupt, supper um 11?
Nun, es war interessant. Ich allerdings noch nie einen Christen in einer Moschee gesehen.
*Könnte mir jemand mal die Unterschiede erklären?
Diesmal ist es allerdings eine Andere: Ein rotes Steingebäude mit einem unglaublich penetrant lautem Glockenschlag, der jeden Muezzin übertönen würde. Es ist Sonntags und 10 Uhr. Eine Vielzahl Menschen, darunter viele Kleinkinder, strömt in die Kühle des Hauses. An der Tür steht ein Pfarrer/Pastor/Priester/Kleriker*, jedenfalls ein schwarzgekliedeter Kirchenmann mit frappierender Ähnlichkeit für Rüdiger Hoffmann und schüütelt jedem die Hand. Auf einmal macht die Grippezeit den Deutschen nichts aus. Glauben stärkt - auch die Abwehrkräfte?
Vor den Bänken steht ein kleines Mädchen mit schüchternem Blick und einem Stapel grüner Bücher. Ich bezweifele, dass man hier Bibeln verteilt. Sie blickt mich verwirrt und erwartend an. Ich lächele schief und gehe weiter. Beim Beobachten der Ankommenden dämmert es mir, dass ich dennoch eines der Bücher brauchen werde, zumindest nimmt jeder eins. Die Bänke unterscheiden sich in (Un)Bequemheit kaum vom Knien. Neben mir sitzen einige alte Damen mit geklöppelten Mützen auf dem Schoß. Ich schlage den grünen Band auf. Noten. Ein Gesangsbuch. Irgendwas mit Burgen, Zion, Zebaot und Estomihi. Ich habe Latein gelernt, aber ohne Kontext sagt mir das Letztere nichts. Ich werde von der Seite beobachtet. Als ich mich hinwende, erhalte ich ein aufmunterndes Lächeln.
Mittlerweile habe ich auch kapiert, wofür die Zahlen auf die Tafel stehen.
Nun beginnt das große Spektakel (verzeiht mir den Ausdruck): Der P/P/P/K tritt vor, begrüßt die Anwesenden (schon wieder?), ruft due Kleinen nach vorne, verspricht ihnen Gottes Segen, sie schreiten angeführt von einer Älteren in einen Nebenraum. Sie sehen wirklich so aus, als hielt Jesus sie an der Hand.
Wir singen, ich erkenne wieder einmal, dass ich problemelos tief und hoch singen kann, aber nichts dazwischen. Die Häkeldamen sind anscheinend sehr fromm oder im Kirchenchor, sie brauchen das Buch nicht. Ich schon, aber ich finde die Seite nicht, bis mir meine Nachbarin sie zeigt. Ob sie sich wohl über meine Dummheit amüsiert hat? Ich überlege hin und her, ob ich Gottesnamen mitsingen soll. Ist das kindisch? Oder fundamentalistisch? Dann hält eine Frau die Predigt. Sie erzählt von Wasser, Jesus am Brunnen, Ausgrenzung, sozialen Randgruppen, Unterschicht, Durst.Ich versichere mich noch einmal, es ist keine Soziologievorlesung. Wir singen wieder. Dann stehen alle auf, ich beeile mich es ihnen gleichzutun. Das VaterUnser kann ich auswendig, aber das Glaubensbekenntnis, nun -
außerdem wäre es Heuchlerei.
Ich konstatiere: Das islamische ist weitaus kürzer.
Dann halten alle inne, senken die Köpfe und - beten. Im Stehen. Ich würde ja entweder die Arme über die Brust legen oder an der Seite lassen, aber vor den Bauch - wie die Fußballspieler?
Zum Glück ist diesmal kein Abendmahl, ich habe mir von einer tiefchristlichen Freundin sagen lassen, dass dann ein Becher mit Wein herumgegeben wird. Actimel wäre vielleicht in dem Fall sinnvoller. Und überhaupt, supper um 11?
Nun, es war interessant. Ich allerdings noch nie einen Christen in einer Moschee gesehen.
*Könnte mir jemand mal die Unterschiede erklären?
Almujadilah - 30. Mär, 17:32
Klerikale sind in der Regel Kirchenmänner, vom Papst über Kardinäle und Bischöfe bis hin zu den Pfarrern.
Wobei es in der evangelischen Kirche auch Pfarrerinnen gibt.
Ich habe mal eine Diskussion gelesen, ob Frauen im Christentum überhaupt predigen dürfen. Da ging es ziemlich steinzeitlich zu.
Übrigens gibt es auch im Islam weibliche "Priester". Eine (meiner vielen) Cousine(n) - im Libanon - studiert dieses Amt.
Da geben sich die katholische Kirche und der Islam wohl nicht so viel. Je nach "fundamentalistischer" Prägung ist es ja immer noch ein Problem für Frauen, einen andersgläubigen Mann zu heiraten. Oder (katholische Kirche) die Frau wird nach der Hochzeit aus der Glaubensgemeinschaft ausgestoßen. Männer indes dürfen heiraten wen sie wollen. Es muss nur sichergestellt sein, dass die Kinder den Glauben des Mannes annehmen. Eine Art "Mitgliedersammlung" ab Geburt. Ich stelle mir nur die Frage: wenn ich mich sportlich betätigen will, muss ich dann in einem Sportverein sein? Und wenn ich glauben will, muss ich dann ebenfalls in einem "Verein" sein? Welchen Sport ich mache, entscheide ich doch nach meinen Fähigkeiten. Und woran ich glaube doch auch, oder?
Allerdings fehlt mir noch sehr viel, um mich fachlich sicher in solche Diskussionen zu begeben. Mein letzter Kontakt mit einer guten Freundin im Sudan liegt auch schon wieder über ein Jahr zurück.
*Und das dann vergelichsweide irrsinnig erscheint. An den Extremismus im Islam scheinen die Leute ja schon gewöhnt zu haben.
Aber schau mal, es gibt hunderte von Jugend-Subkulturen, allein bei Gothic fast 20. Die meisten spirngen dabei auch noch von Gefüge zu Gefüge. Der Esoterikunsinn (das sage ich nicht aus einer muslimischen Position, sondern von wissenschaftlich Ebene) boomt.
Ausprobieren, das ist ok, aber wechselt du jeden zweiten Tag deinen Verein von Sport?
Übrigens: Du sagtest "fachlich sicher" - wie definierst du das? Jeder hat eine Meinung, und so lange sie nicht auf Halbwissen beruht kann/soll man mitreden. Es müssen nicht alle Soziologen/Psychologen/Politikwissenschaftler sein.
Ohja... Letztendlich basieren solche Unterschiede im Recht auf kultureller Geschichte nicht direkt auf der Religion, die sich ja nur aus den Umständen entwickeln konnte.
Weiterhin ist dies eine Frage der Werte: Eine große Anzahl von Frauen in muslimischen Staaten hätten kein großes Problem mit Polygamie (einige freuen sihc sogar über eine zweite Frau im Haus*), während die meisten Europäerinnen schreiend davonlaufen würden.
*Ja, ja, ich kann deine Zweifel nachvollziehen.