Unsichtbare Gefahr

Im Fernsehen lief ein Sonderbericht über den vereitelten Anschlag islamischer Terroristen in Deutschland. Dann brachte der Sprecher ein Argument, dass mich aufhorchen ließ. O-Ton: Die Sicherheitslage werde sich verschlechtern, da man durch die steigende Zahl der Konvertiten die Muslime und somit auch die Terroristen nicht mehr erkennen könnte.
Irgendwie ist solche "Logik" krank und paranoid, oder übertreibe ich?
Vielleicht sollte man doch eine "Kennzeichnungpflicht für Mohammedaner" einführen, einen grünen Halbmond oder eine Arabeske. Oder noch besser: Turban und Kopftuchpflicht für alle Muslime. Das wird ein Spaß. (Das klingt, als würde ich unter Verfolgungswahn leiden. Ignoriert es einfach.)

Vor einem Konflikt stehen alle sogenannten Moderaten: Verteidigen sie westliche Ideale, sind sie vor ihren Glaubensbrüdern nicht sicher, im entgegengesetzten Fall bekommen sie ein Problem mit dem Staat.

Ich bekomme bald eine Krise: Es gibt genügend Menschen, die sich moderate Muslime nennen, aber wo sind die moderaten Deutsche (in diesem Fall)? Ich unterstelle niemandem Rechtsextremismus oder ähnliches, solche Schwarzmalerei ist mir fremd. Wer lässt sich auf eine differenzierte Diskussion ein? Entweder darf ich mir von Nichtmuslimen anhören, was für ein toller Heilsweg der Islam doch ist, oder man belagert die Kanäle mit islamophober Polemik. Ich weiß, man soll nicht alles dualistisch sehen.

Auf Grund der Tatsache, dass man mich mit gutem Willen (zu Recht) für eine Muslima halten könnte, frage ich mich ernsthaft, ob ich mir Sorgen machen sollte.

Heißt das, dass ich weniger über Extremismus ironisch schreiben sollte? Irgendeiner versteht es ja immer falsch. Ich bin einmal gespannt, wer vor meiner Tür stehen wird: Kommissar Hintz mit Durchsuchungsbeschluss und SEK oder Bruder Mustafa mit Stirnband und Kalashnikov.
Bernd (Gast) - 13. Sep, 10:21

Ja, du musst dir Sorgen machen. Früher oder später wird sicher ein Terroranschlag mit großen Opferzahlen in Deutschland passieren und dann wirst du die Antipathien und Vorurteile der Mehrheitsgesellschaft noch stärker zu spüren bekommen als jetzt schon.

Deine Forderung nach moderaten Deutschen ist schwierig. Die Bilder die wir vom Islam in den Medien zu sehen bekommen sind sehr fremdartig und meist nicht zu verstehen. Desweiteren werden ja oft Bilder gezeigt wie Muslime gegen den Westen demonstrieren und wie Radikale gegen den Westen hetzen. Und natürlich die Sache der Friedfertigkeit des Islams. Da werden in den Medien Koranverse zitiert, das Gewalt unislamisch ist, dann wiederum werden Koranverse zitiert die zur Gewalt aufrufen. Was soll man dann als westlicher Normalmensch denken? Man weiß ja durch die Menschheitsgeschichte, wie schnell Menschen mit Propaganda aufgehetzt werden.

Almujadilah - 14. Sep, 20:49

Ich bin nicht (und will auch nicht) eine von jenen Muslimen sein, die ihren Glauben ständig unter Beschuss sehen. Es kotzt mich aber auch an, ständig ind die Defensivposition gedrängt zu werden. Im Gegensatz zu dir, wie es scheint, denke ich, dass es nicht die Deutschen sind die das größere Informationsdefizit haben, sondern die Muslime hier (dann wüssten sie nämlich wogegen sie NICHT demonstrieren müssten). Aber das nur nebenbei.

Es ist doch der politische (im allgemeinen) oder der extrem religiöse Islam, der das problem darstellt. Letzterer ist jedoch ohne die Macht der politischen Agitation wirkungslos.

[So konstruieren dann die Deutschen (und anderen) das feindbild des Töchter-mordenden, Frauen-unterdrückenden, verfassungsfeindlichen Muslim mit terroismustendenzen. Die Gegenseite wiederum assoziert mit dem (insgesamt atheistisch wahrgenommenen) Westen die zügellose Hure oder kindervernachlässigende Karrierefrau sowie den männlichen Pornokonsumenten, der sich nur um Materialismus kümmert.] Dualismus pur. Natürlich verfallen nicht alle diesem Irrweg.

Sind "viele Opfer" wirklich für eine anschließende beiderseitige Eskalation nötig? reicht nicht das deutsche Äquivalent eines 21/7?

Bernd (Gast) - 18. Sep, 10:07

Ich weiß nicht wieviele Opfer für eine beiderseitige Großeskalation nötig sind. Das wissen die Terroristen sicher besser als ein normaler Mensch. Für mich hatten die Türme des World Trade Centers nie irgendeine Bedeutung. Und trotzdem war ich innerlich zutiefst erschüttert als der Anschlag passierte und die Bilder zu sehen waren (außerdem ist ja 911 auch noch die Notrufnummer in den USA, umsonst haben sich die Terroristen das Datum also nicht ausgesucht). Es ist erschreckend wie einfach die westliche gesellschaft psychologisch zu beeinflussen ist.

Zur Sache mit dem Informationsdefizit. Das spielt dem radikalen Islam ja den Ball perfekt in die Hände. Warum sollte Aufklärung betrieben werden, wenn unwissende Menschen der viel bessere Spielball für den Kampf gegen den Westen sind. Von daher wird man erstens die eigenen Leute in Parallelgesellschaften abschotten und ihnen Angst vor den anderen machen ("Bowling to Columbine" von Michael Moore hat das zwar auf übertriebene Weise, aber trotzdem sehr wirkungsvoll vorgeführt, nur in diesem Fall in Bezug auf die westliche Gesellschaft). Und außerdem wird Schulbildung verhindert, entweder durch die Koranschulen oder durch die Behinderung von Schuldbildung von Mädchen.

Denn die Führer des Islam (wer das auch immer sein mag) sehen ja am Beispiel des Westens ganz genau wohin es führt wenn Menschen Bildung bekommen. Frauen bekommen weniger Kinder und versuchen ihren eigenen Weg zu gehen. Und hier hat der Islam den Vorteil das haufenweise Menschen produziert werden, die im Kampf gegen den Westen und um die geistige religiöse Vorherrschaft verbraucht werden können. Der Westen hat seine früherer weltweite koloniale Vorherrschaft ja auch nur deswegen erreichen können, weil Unmengen von Kindern produziert worden sind, die problemlos verheizt werden konnten. Und das wurde wohl auf islamischer Seite erkannt und als Vorteil im Kampf gegen den Westen eingesetzt. Von daher ist kaum zu erwarten das die islamischen Führer dafür sorgen werden, das die breite Masse der Bevölkerung ein höheres Bildungsniveau erreicht.
Almujadilah - 18. Sep, 15:31

- Es ist sehr interessant, wie viele Kritiker sich auf die Bedeutung der Koranschulen berufen. Dabei bin ich mir sicher, dass noch keiner davon je in einem madrassa war. Die Atmossphäre ist absolut grauenhaft, das stupide Rezitieren (das hat der Erzengel Jibril aka Gabriel nicht gemeint als einer kommandierte "Lies!"), die Enge, die Anonymität...Ich habe ein halbes Jahr eine solche Einrichtung besucht, mit 25 anderen Mädchen, alle älter als ich. Irgendwann kam ich heulend nach Hause und meinte, wenn ich noch einmal dorthin müsste, wäre ich nie wieder in der Lage, den Qur'an auch nur zu aufzuschlagen. Meine Eltern waren bestürtzt und machten sich Vorwürfe, mich der Indoktrination dort ausgesetzt zu gaben, nur damit ich Lesen lerne. Stattdessen konnte ich danach ein Drittel des Qur'ans auswendig.

- "Und trotzdem war ich innerlich zutiefst erschüttert als der Anschlag passierte und die Bilder zu sehen waren" Ich war absolut paralysiert. Ich fragte mich, was müssen das für Menschen sein. Meine Großmutter (salaam) blickte auf den fernseher und rannte hinaus. Am Abend erklärte sie mir, dass sie der Anblick an den/die Kriege erinnerte. Auch viele ältere Deutsche haben in Folgezeit diesen Aspekt erwähnt. Ja, es findet ein krieg statt, aber keinesfall ein heiliger!

- "die breite Masse der Bevölkerung ein höheres Bildungsniveau erreicht."
Das ist aber keine universelle Lösung. Dies wird maximal dafür sorgen, dass die Menschen die Polemik ihrer Führer nicht mehr hinnehmen bzw. weniger anfälig für diese Propaganda sind. Es wird auch Aufruhre im Nahen/Mittleren Osten geben, da bin ich sicher. ABER: Waren Mohammed Atta und die anderen nciht Gebildete? Sind nicht die schlimmsten Polemiker und Missionare und Extremisten studiert bzw. rhethorisch geschult(taqiya)?

- Bowling for Colombine ist ein genial gemachter Film.
Bernd (Gast) - 19. Sep, 08:53

Du hast natürlich recht, das ich besser nicht über etwas schreiben sollte von dem ich keine Ahnung habe. Und ich habe keine Erfahrung wie es in Koranschulen aussieht . Mein Halbwissen darüber bezieht sich nur aus Fernseh- und Zeitungsreportagen bzw. Zeitungsartikel.

Das stimmt, Atta und die anderen hatten Bildung. Aber das Umfeld und der Gruppendruck spielen sicher auch eine große Rolle. In Deutschland gehen ja auch Menschen in Sekten wie "Die Zeugen Jehovas" und "Scienctology". Und die Gruppe um Atta hatte sich ja isoliert und keine Kontakte nach außerhalb. Hinzu kommen sicher noch viele andere Faktoren wie Elternhaus usw. die ich nicht kenne.

Es geht den Polemikern und Extremisten ja vor allem darum Macht zu bekommen und eine große Masse Mensch zu beeinflussen. Und denen ist es im Endeffekt egal ob sie nun im Islam oder im Christentum die Massen aufwiegeln. Nur im Islam sind nun mal eine größere Masse Mensch zu beeinflussen.

Aber im Endeffekt hast du recht. Es gibt keine universelle Lösung. Man kann nur selbst versuchen das beste aus seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten zu machen. Das hast du ja sehr schön in deinem Thread "Ich, ohne Schnörkel" vom 17.09. angedeutet.

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