heutzutage

Freitag, 15. Februar 2008

Dogma

by KMFDM

All we want is a headrush
All we want is to get out of our skin for a while
We have nothing to lose because we don't have anything
Anything we want anyway...
We used to hate people
Now we just make fun of them
It's more effective that way
We don't live
We just scratch on day to day
With nothing but matchbooks and sarcasm in our pockets
And all we are waiting for is for something worth waiting for
Let's admit America gets the celebrities we deserve
Let's stop saying "Don't quote me" because if no one quotes you
You probably haven't said a thing worth saying
We need something to kill the pain of all that nothing inside
We all just want to die a little bit
We fear that pop-culture is the only culture we're ever going to have
We want to stop reading magazines
Stop watching T.V.
Stop caring about Hollywood
But we're addicted to the things we hate
We don't run Washington and no one really does
Ask not what you can do for your country
Ask what your country did to you
The only reason you're still alive is because someone
Has decided to let you live
We owe so much money we're not broke we're broken
We're so poor we can't even pay attention
So what do you want?
You want to be famous and rich and happy
But you're terrified you have nothing to offer this world
Nothing to say and no way to say it
But you can say it in three languages
You are more than the sum of what you consume
Desire is not an occupation
You are alternately thrilled and desperate
Skyhigh and fucked
Let's stop praying for someone to save us and start saving ourselves
Let's stop this and start over
Let's go out - let's keep going
This is your life - this is your fucking life
We need something to kill the pain of all that nothing inside
Quit whining you haven't done anything wrong because frankly
You haven't done much of anything
Someone's writing down your mistakes
Someone's documenting your downfall

Die tiefreligiösen Deutschen

Ich widme mich nun einer meiner Lieblingsbeschäftigungen - Kommentare kommentieren (ist das gepflegte Demokratie?):
"ich glaube an eine höhere macht aber mich werde mich keiner glaubensrichtung bekennen!"
Institutionen abzulehnen ist nachvollziehbar, aber nicht wissen, an wen/was man glaubt ist schon unzweckmäßig.

"die einzige die mir ok scheint ist der buddhismus.
zwecks der dalai lama der einzigste ist der keinem dein glauben verkaufen will" und "Wenn überhaupt Religion ist die einzig sinnvolle der Budhismus. Da wird nicht ein fikties Wesen in der not angebetet, was eh nicht hilft, sondern eine friedvolle, natürliche Lebensart "gepredigt"."
Spätestens bei der Erkenntnis, dass die Karma-Hypothese nicht wirklich menschenfreundlich ist (damit kann man sogar die shoah erklären...) kommt die Desillusion.

"Aber was solls: Seelig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich!"
Ignorance- bliss and a blessing?

"Allen hier, die Religion als Dummheit hinstellen -
denen kann ich nur Gottes Segen wünschen!"
Den anderen nicht?

"Ich rede davon, dass jeder, der auf Andere zeigt und "haltet den Dieb" schreit, ebenso so fanatisch werden kann, wie die, die er bezichtigt... "
Das versteht sich von selbst.

"Der Glaube an Gott ist nicht alles, aber ohne diesen Glauben ist alles nichts.

.............aber das muss ein jeder für sich selbst entscheiden."
Ist das jetzt liberaler Totalitarismus?

Mittwoch, 9. Januar 2008

Mitleidheischend

Hello,

My name is Mrs. Fatima Reza, from Dubai, United Arab Emirates. Am 58 years old, suffering from long time cancer of the breast. From all indications my condition is really deteriorating and it's quite obvious that I won't live more than 2 months according to my doctors. This is because the cancer stage has gotten to a very bad stage. My late husband died early last year from heart attack, and during the period of our marriage we couldn't produce any child. My late husband was very wealthy and after his death, I inherited all his business and wealth. The doctor has advised me that I will not live for more than 2 months, so I have now decided to spread all my wealth, to contribute mainly to the development of charity in Africa, America, Asia and Europe. Before my late husband died he was a major oil tycoon, in Dubai and deposited the sum of 70 million dollars (Seventy million us dollars) in a storage company in Europe some years ago, that’s all I have left now, I need you to collect this funds and distribute it yourself to charity. So that when I die my soul can rest in peace. The funds will be entirely in hands and management. I pray God gives you the wisdom to touch very many lives that is my main concern. 30% of this money will be for your time and effort, while 70% goes to charity.

Brilliant.
And I pray to God that idiots like the author of this scam will get their punishment.

Freitag, 4. Januar 2008

Dankbar

Es gibt doch tatsächlich ein Buch, das von "Rainer Danckwerts" und "Dankwart Vogel" geschrieben wurde.
Da haben sich zwei gesucht und gefunden.

Dienstag, 1. Januar 2008

Germany, a history of

Das Curriculum der Sekundarstufe II sieht für den Geschichtsunterricht die Behandlung der Jahrhunderte 18-20. vor, mit Fokus auf deutscher Politik. Unglücklicherweise ist wohl das letzte Thema, dass mich interessieren könnte. Was habe ich davon, die Französische Revolution zum zweiten Mal (wenn auch nur innerhalb einer Doppelstunde, die Problematik des Grundkurses...) zu lernen, mich mit der subtilen Unterscheidung zwischen Hebertisten, Montagnards und Girondisten zu befassen (während ich außer „Vous le *§'=%& avec moi“ ;-) und „Je'm appelle“ kein Französisch kann)? Wozu sollte ich wissen, wer welche Depesche kürzte, wie aus ADAV und SAPD die SPD hervor ging? Wann Caprivi welche Reformen machte oder wer Theobald von Bethmann Hollweg war? Oder welches Gas so tödlich war, dass die Soldaten, gerade noch Pennäler, in den Gräben keine Zeit hatten ihre Masken überzuziehen? Wer mir aus dem Stehgreif sagen kann, was KSZE ist, der bekommt einen imaginären Keks.
Oberflächlich betrachtet ist der gymnasiale Stoff für eine quasi-Ausländerin äußerst irrelevant.

23 Jahre nach Liberia (aber immerhin 100 Jahre vor Bangladesh) hatte auch Deutschland sich 1871 in einen geeinten Nationalstaat verwandelt. Bezeichnenderweise ebnete ein Krieg (wieder einmal) mit Frankreich und ein ausdrücklicher Sozialstaatsfeind sowie Machtmensch den Weg dafür.
Im Versailler Schloss wurde offiziell der deutsche (sic!) Staat gegründet, ein ziemlicher Affront, der die spätere Beschimpfung (von den Nazis in spe) der Unterzeichnung des Friedesvertrags nach dem Ersten Weltkrieg als Novemberverbrechen gründlich ad absurdum führt.

[Nach Napoleon und Hitler sind die Deutschen und die Franzosen mittlerweile im Prinzip beste Freunde.

Dass es sinnvoller ist, mit seinen direkten Nachbarn Frieden zu schließen haben die Araber noch nicht begriffen. Ich warte auf den Tag, an dem es (an das dt.-frz. Vorbild angelehnt) es einen israelisch-iranischen Freundschaftsverein gibt, das ägyptische Militär seine Offiziersanwärter zum Austauschsemester an die Universität in Tel Aviv schickt und die libanesische Präsidentin (ein sehr ferner Traum) vom israelischen Premier mit Handkuss (Sarkozy [Sahr-koo-'see, nicht Sarr-'kow-ssih wie man es z.B. in Sachsen und Thüringen manchmal findet] lässt grüßen) empfangen wird.]

Wollen wir noch einmal zum Namensgeber für marinierten Fisch zurückkommen.
Wie ein Geschichtsprofessor im Seminar einmal flüsterte fing „mit Bismark die ganze Scheiße an“. Nämlich, die Trennung von Demokratie und Nationalstaat. (Spätestens aber mit Kaiser Wilhelm, dessen Militärkult in Christbaumschmuck in Handgranatenform gipfelte)

Die US-Amerikaner - die-hard patriots, was wohl verständlich ist, wenn man einerseits sich sein Land aus kleinen Siedlungen an der Küste aufgebaut hat, andererseits eine Nation aus Immigranten ist, die irgendwie auf einen gemeinsamen Nenner kommen muss - sehen sich als Hüter der Demokratie, und das weltweit. Leider zielen sie manchmal schlecht, was Kambodscha erfahren mussten. Dann wiederum treffen sie vorzüglich, was man an Nagasaki/Hiroshima erkennen kann.
Die Franzosen sind so stolz auf ihr Land, dass man mit Blicken erstickt wird, sobald man es wagt ein englisches Wort zu benutzen, auch wenn die Alternative eine zwecklose Verständigung mit allen Gliedmaßen ist.
In England nimmt man die ganze Innenpolitik with a grain of salt und Selbstironie, die Orientierung eines Briten kann man anhand seiner Tageszeitung festmachen(Guardian oder „Tory“graph) und die Supermärkte quellen über mit lokal produzierten Waren.
Fragt man dagegen einen Deutschen auf der Straße, was er von einem Nationalstaat hält, beginnt er zu schwitzen, mustert den Fragenden misstrauisch auf Springerstiefel, stottert maximal etwas von Bier und WM und macht sich aus dem Staub. Allerdings kann auch der Fall eintreten, dass der Interviewpartner von der Großartigkeit Deutschlands schwärmt. Dann fängt der Frager an zu stottern und sich nach einem Fluchtweg umzublicken.
In vielen Ländern, die ich kenne, singt man häufig die Nationalhymne, in Ecuador und im Libanon unter anderem morgens vor Schulbeginn. Hier kennt man sie ja nicht einmal, von FußballspielerInnen einmal abgesehen.
Im Vergleich zu manchen anthems ist die deutsche noch harmlos. “brüderlich” [leider nicht auch schwesterlich, eine entsprechende Anpassung ist sicher genauso nötig wie die “Bibel in geschlechtergerechter Sprache”] soll da Freiheit, Recht und Einigkeit geschaffen werden, mit “Herz und Hand”, nicht durch Demagogen und G3. Also kein Anlass zur Sorge. Den Teil mit “des Glückes Unterpfand” verstehe ich sprachlich nicht ganz, aber das ist zweitrangig.
Der “Nazi-Teil” aus der ersten Strophe mit unglücklichen imperialistischen, kriegerischen und expansionistischen Konnotationen “Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt!” [Übrigens nicht vom NS-Regime eingeführt, sondern bereits in der Weimar Republik] gehört nicht in den offiziellen Text [Obwohl die NPD und diese komische Nationalfront, die überall Sticker ranpappt, das gerne sehen würden.], überschattet aber die gesamte Bedeutung.
Aber seien wir ehrlich – das wäre schon nervig, immer bei Schulbeginn singen zu müssen.

In Frankreich gab es erwähnte äußerst kopflose Revolution, bei der die Ideale im Blut der Willkür ertranken. Die Kulturrevolution in China machte Menschen zu Pflugscharen. Die amerikanischen Ureinwohner fielen der Expansion der States buchstäblich zum Opfer. In England hat man „Hexen“ im Gefängnis vergewaltigt. Jeder hat eine blutige Vergangenheit.

Wie Michael Mittermeier sinngemäß einmal zum Irakkrieg sagte - „Danke, endlich wird jemand [die USA] mehr gehasst als Deutschland.“ Die Welt aber hasst Deutschland nicht – nicht oft, zumindest. Nur die Leute hier hassen sich selbst, weil sie im Bezug auf die Vergangeheit ein wenig masochistisch sind.

Verantwortwortung für die Verbrechen des Dritten Reichs trägt von den heute Lebenden nahezu niemand mehr, alle damaligen Täter sind tot oder verurteilt. Wir sind dann SCHULD (und diese Schuld tragen wir alle mit), wenn wir wegsehen, wenn HEUTE Rechte am Werk sind - die Shoah (a.k.a. Holocaust) verleugen, Agit-Prop auf Schulhöfen verteilen, ausländische Mitmenschen zusammenschlagen oder verfassungswidrig sich einschleichen. Keine pathetischen Gesten, keine jährlichen Exkursionen zu Gedenkstätten und wohl auch kein soziales Jahr in Israel werden das soziale Klima verbessern.

Donnerstag, 27. Dezember 2007

Islamisten - Da muss doch irgendwo ein Nest sein

Politiker und Medien hatten bisher versucht, die Öffentlichkeit damit zu beruhigen, dass nur ein Prozent der 3,5 Millionen Muslime in Deutschland Islamisten seien. Nun sind es plötzlich mehr als zehnmal so viele. Und sie sind vor allem demokratiefeindlich.
Da würde mich auch beunruhigen. Nur - wie zählt man eigentlich radikale Muslime?

So lässt die Bundesregierung Terroristen laufen
Wenn Gefängnisse zu Terrorcamps werden

Und natürlich ist jeder Islamist ein Terrorist... Leute, das ist nicht COunterstrike, bei dem man entweder CT oder T ist.

Fast könnte man glauben, dem Verfassungsschutz wären 390.000 Islamisten durch die Lappen gegangen. Denn seit Jahren hatte der Bundesinnenminister die Anzahl der Anhänger des politischen Islam in Deutschland auf etwa 32.000 geschätzt. Die letzte Woche vom Bundesinnenministerium vorgestellt Studie "Muslime in Deutschland" hat nun die Zahl der Islamisten, die antidemokratisch und antiwestlich eingestellt sind und das islamische Scharia-Recht in Deutschland einführen wollen, auf mehr als 400.000 ermittelt.

Der Verfassungsschutz hatte sich eben, seinem gesetzlichen Auftrag folgend, auf jene Islamisten konzentriert, welche als Mitglieder oder Anhänger einer islamistischen Organisation aufgefallen sind. Darunter sind die türkische Milli Görüs mit etwa 28.000 Mitgliedern, die ägyptischen Muslimbrüder mit 1300, die libanesische Hisbollah mit 900 und die palästinensische Hamas mit 300.
Die Hizb-allah in Deutschland? Warum hat mir das keiner erzählt?

Politiker und Medien hatten bisher versucht sich selbst und die Bevölkerung damit zu beruhigen, dass doch nur ein Prozent der 3,5 Millionen Muslime in Deutschland Islamisten seien. Nun sind es plötzlich mehr als zehnmal so viele.
So ist das mit Beruhigungpillen - wenn der Rausch vorbei ist, sieht alles plötzlich viel schlimmer aus.

Dabei ist es wichtig, zwischen legalistischen und militanten Islamisten zu unterscheiden. Erstere wollen in einem "Marsch durch die Institutionen" Stück für Stück die Scharia einführen. Dieses Gesetzbuch Allahs ist nicht Grundgesetzkompatibel.
Nun haben weder Islamisten (die Ts) noch Politiker (die CTs) kapiert, dass die shar'ia eine soziale Ordnung ist, kein politisches/staatliches Gesetzbuch.

Sechs Prozent, also etwa 210.000 Muslime in Deutschland, akzeptieren laut oben genannter Studie massive politisch-religiös motivierte Gewalt.
210.000? wtf? Warum sind nicht schon - alhamdullillah! (zum Glück!) - mehr Züge, Regierungsgebäude, Infrastrukturknotenpunkte etc. gesprengt worden? Etwa, weil die die staatliche Reconnaissance so effektiv arbeitet? Vielleicht dank der Telekommunikationsdatenüberwachung?

Genau hier liegt der Nährboden für den militanten Islamismus, der junge Muslime in London und Madrid so in seinen Bann zog, dass sie Busse und Züge voller Menschen in die Luft sprengten. Dass der Dschihad auch in Deutschland angekommen ist haben bereits ein halbes Dutzend vereitelter oder fehlgeschlagener Anschläge durch islamistische Terroristen in den letzten Jahren, zuletzt durch deutsche Konvertiten im Sauerland, belegt.

Natürlich werden diese manchen erschreckenden Zahlen von vielen Kommentatoren relativiert. Darauf zu verweisen, dass deutsche Rechtsextremisten, Kommunisten und Scientologen auch Antidemokraten seien ist so richtig wie überflüssig. Die Tatsache, dass über Nacht 390.000 neue, Gottesrecht über Demokratie stellende Islamisten aus dem Dunkelfeld herausgetreten sind, ist jedoch eine ehrliche Diskussion wert.


Der Zentralrat der Muslime hat Recht wenn er darauf hinweist, dass 12 Prozent Islamisten im Umkehrschluss 88 Prozent die Demokratie bejahende Muslime in Deutschland bedeuten. Dies ist die gute Nachricht, auf der aufgebaut werden muss.
Solange aber die Bundesregierung nichts gegen islamistische Medien wie den Hizb-allah Sender "Al-Manar" unternimmt, der Muslime in Deutschland täglich gegen den Westen und gegen Juden aufhetzt, muss man sich über wachsenden Islamismus nicht wundern.

Was kommt als nächstes? In Frankreich und Belgien haben Islamisten bereits eigene Parteien gegründet. Auch in Deutschland ist dafür das Potenzial vorhanden. Zumindest wüsste man dann, woran man ist.
In Deutschland gibt es aber auch die Heimatfront, eine Rechtenallianz oder die NPD - seit Jahren! Hat dagegen, trotz offenkundiger anti-demokratischer und anti-konstitutioneller Tendenzen der Staat erfolgreich eingegriffen?

Von denen, die Pläne schmeiden, ist Gott der gerissendste.

Montag, 24. Dezember 2007

Jesus würde hier einkaufen

Von Kindern heiß ersehnt und für viele Erwachsene mit Einkaufsstress verbunden – ist es endlich gekommen.
Von der Freude über Jesus' Geburt sind die Feiertage sicher nicht geprägt.
Für Neoheiden (und sicher einige andere in traditionellen Kontexten) ist die Wintersonnenwende/Yul auch das Fest der Wiedergeburt. Die Tage werden länger, die fruchtbarere Zeit kehrt zurück. Die Frage, warum die Geburt des christlichen Messias auf etwa den 24. Dezember datiert wurde, stellt sich fast überhaupt nicht mehr.
Für die Mehrheit der Christen in Deutschland (und ebenso England) ist nun auch der Anlass gegeben, zum einzigen Mal im Jahr die Kirche zu betreten.

Das Fest der Liebe scheint nur dann seinem Namen treu zu werden, wenn unter dem Weihnachtsbaum Dessous (an sich nicht verfänglich) oder CDs von Interpreten liegen, deren Texte Zeilen wie „wenn du mich schlägst, weil es dich erregt“ (die Lolitavariante) oder „in deinen starken Armen zu liegen“ (Volksmusikedition) beinhalten.

Der Bild-der-Frau-Pastor beweint den Verlust der „traditionellen [christlichen] Werte“ (ewig die selbe Litanei vom Werteverlust der Gesellschaft, als wäre sie eine Aktie und das Leben ein Börsenspiel), ich würde es eher Mangel an Vernunft und Altruismus nennen.

Als Muslime feiern wir Weihnachten nicht. Nach Ramadan verteile ich Kekse oder Honig (dieses süße Gelee, dass manchmal auch türkischer Nougat bezeichnet wird, was die Griechen, die die Spezialität auch kennen sicher ärgern wird) unter meinen Mitschülern; und Almosen sind wir sowieso verpflichtet zu geben (aber an Bedürftige, nicht an an verzogene, gierige Kinder/Mitmenschen ;-) ), daher sehe ich nicht die Notwendigkeit eine große Geschenkorgie zu zelebrieren. (Muslimische Kinder bekommen Geschenke – schließlich sind wir nicht die Zeugen Jehovas - aber zu anderen Anlässen.)

Ein wenig neidisch enttäuscht genervt kann man schon werden, wenn man die Berge von Gaben sieht. Mit ein bisschen Weihrauch und Myrrhe ist es da nicht getan. Vielmehr muss eine Playstation 3, Markenklamotten oder 200 Euro von der Oma angeschafft werden.
Natürlich eignen sich solche Geschenke prima zur Sozialisierung – das haben die Spielehersteller erkannt und produzieren daher Plastik-High-Tech-Küchen sowie „intelligente“ Puppen für Mädchen und Werkbänke oder Actionfiguren für den männlichen Nachwuchs. Die Eltern machen es sich einfach und erfüllen die (fremdgesteuerten und immer fordernder werdenden) Träume der Sprösslinge, ohne über die Implikationen nachzudenken.
Weihnachten ist die höhepunktliche Manifestation des Konsumdenkens. Selbst wer das Jahr über inbrünstiger Stromsparer war, lässt jetzt die Schwibbögen, Lichterketten und motorbetriebenen Pyramiden 24/7 eingeschaltet.

Jesus würde sich im Grabe umdrehen, wenn er denn eines hätte. So schüttelt er wohl im Himmel den Kopf und hält mitleidig seinen Vater davon ab, Feuer auf die Komsumgesellschaft regnen zu lassen. [Halt – falsche Kassette.]

Freitag, 21. Dezember 2007

Von Schleiersöldnern, Bauchtänzerinnen und Koranrezitation – Der Islam auf YouTube

Mit einer halbleeren Schale koscherer Eiscreme, die uns freundlicherweise von einem jüdischen Kollegen meines Vater überlassen wurde, ziehe ich mich in mein Zimmer zurück. Das Eis schmeckt entgegen der vermutlichen Packungsbeschriftung nicht nach Vanille, aber vielleicht liegt das auch an meinem Hebräisch – oder dem augenscheinlichen Mangel davon.
Nach einer Stunde Elephant auf YouTube gebe ich in einem Anflug von religiösem Interesse den Suchbegriff „Islam“ ein.
Von Missionarssendungen über kritische Betrachtungen, Alltagsanekdoten, Dokumentationen, arabischem TV und Musik „for ma siztaaz“ erstreckt sich die große Auswahl.

Besonders angetan hat es mir das Niqabi-Squad. Das sind Muslimas mit vorgebundenen schiefen Tüchern in grellen Farben (die ihnen den Look eines Links-Autonomen verleihen), die über ihnen am Herzen liegende Themen referieren – bevorzugt Gleichberechtigung, die Schönheit des Islam und die Vorzüge der Verhüllung. Natürlich nennen sich die jungen Frauen, mehrheitlich Konvertinnen, nicht so. Aber ihre Beiträge sind durch Video-Responses untereinander vernetzt; und so kommen skurrile Serien zustande wie reihenweise hämische Kommentare zur Burqa-Verbrennungs-Competition. Bei dieser sicher gutgemeinten (wie alles, das mit der muslimischen Frau zu tun hat...) Aktion sollte eine Burqa gekauft werden und dann ein Video ihrer Verbrennung auf YouTube online gestellt werden. Muslims and Infidels Unite, unter dem Banner eines so sinnlosen wie kontraproduktiven Wettbewerbs. Wahrscheinlich würden Vegetarier keinen Hackbraten kaufen, um ihn dann öffentlich auf die Wiese zu schmeißen – obwohl man sich bei PETA da nicht sicher sein kann (nach den neuesten Kopfsalat-Softpornos). Glücklicherweise war die Resonanz so gering wie die Empathiefähigkeit von Omar, einem der Rechtgeleiteten Kalifen.

Diesem werde ich sicher nicht das letzte Wort überlassen, doch für Ausschweifungen fehlt mir die Zeit.
Zum Zwecke des Abgucken einiger Tricks klicke ich mich durch Aufnahmen von Auftritten von Raqs-Sharqi-Tänzerinnen, besser bekannt als Bauchtanz. Wer schon einmal einen Kurs dafür besucht hat, weiß, dass dies eine Fehlbezeichnung ist. Muskelkater in den Beinen und Schultern ist üblich und die Seniorinnen, die nach einer ihrer zahlreichen Fernreisen auf den Geschmack gekommen sind, klagen über Hüftschmerzen. Ein bisschen erstickt geglaubter Nationalstolz steigt auf, als eine libanesische Tänzerin eine atemberaubende Performance zeigt. Die türkischen Damen tanzen größtenteils mit Absatzschuhen – Erotik pur, aber fast keine künstlerischem Elemente mehr. Dank schmaler Konturen werden die Träume des männlichen Publikums wahr, aber das Selbstbewusstsein der Frauen ist gering. Viel besser gefällt mir da die Serie eines Mädchens, das - sie ist etwas korpulent, was sich leider in abschätzigen Kommentaren niederschlägt – versucht, den Erlernerinnen des orientalischen Tanzes die Bewegungen besser verständlich zu machen. Sie erinnert mich in ihrer forschen Art ein wenig an meinen früheren homosexuellen Tanzlehrer, der wohl froh sein kann, nicht im Iran zu leben.

Ich hatte mich als Person mit einem ausgeprägten Sinn für zahlreiche Arten von Humor eingeschätzt, aber über die Islamwitze auf YouTube kann ich einfach keine Belustigung empfinden. Nicht, weil ich mich in meinen religiösen Gefühlen verletzt fühle, sondern weil ich einfach nicht weiß, an welcher Stelle ich lachen soll, derart flach sind die Beiträge. Ein Captain Tsubasa-Verschnitt, ein Fußballturnier ausgetragen zwischen „Ungläubigen“ und „Muslimen“, ist da das unumstrittene Highlight.

Kommen wir zurück zur Kultur: Natürlich singen die Níqabi-Schwestern auch. Manche zumindest; und von denen, die es versuchen haben einige eine zum Weinen schöne Stimme – bei ihren Koranrezitationen bekomme ich wirklich Gänsehaut. Ein paar kleine bekopftuchte Mädchen dürfen auch in Fernsehshows auftreten, Mitschnitte findet man freilich in der Internetcommunity. In Großbritannien lassen sich übrigens bis zu fünf Sender empfangen, auf denen in 60% der Zeit Jungen mit weißer Häkelkappe vor- und zurückwippend aus dem Heiligen Buch vorlesen – sie stehen in einem Wettstreit untereinander, teilweise von den anrufenden Zuschauern bewertet. 9Live ganz islamkonform. Im saudischen und libanesischen Fernsehen singen in Kindersendungen die Zeichentrickcharaktere ausschließlich/oft ohne Musikuntermalung – ratet mal wovon. Von Allah und den Engeln, wer hätte es gedacht. Es wirkt bewusstseinsbildender als das Krümelmonster der Sesamstraße. Die liebt übrigens meine Schwester, also die deutsche Variante, meine ich.

Donnerstag, 20. Dezember 2007

Streng religiös

28 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime bezeichnen sich als streng religiös.
Wenn dies die Befürwortung der sharia bedeutet, dann Gnade uns Gott. Ich akzeptiere keine Theokratie von selbsternannten Gelehrten, die als beste Tat das Auswendiglernen des arabischen Qur'ans vorweisen können. Bevor jetzt eventuelle muslimische LeserInnen (von den 28%?) die Hände vor die Augen schlagen, möchte ich aussagen, dass ich auch „streng gläubig“ bin. Glauben lässt sich aber nicht messen, sondern nur an Taten festmachen. Deshalb ist die naive Aussage, dass Islam nicht Terror oder Krieg bedeutet, weil im Qur'an oder sonst wo etwas anderes steht oder Muhammad etwas anderes beabsichtigte, einfach falsch. Wenn Muslime in ihrer Religion Elemente finden, die Gewalt rechtfertigen und sie dementsprechend anwenden – was ist das dann, wenn nicht Religion?

Doch halt, streng religiös klingt nach dem gedankenlosen Befolgen archaischer Regeln, die von den Eltern eingetrichtert wurden – wenn nötig mit etwas Gewalt. Ich muss mich korrigieren – ich bin „aufgeklärt konsequent gläubig“. Ich lasse mir nicht von bärtigen imamen, ayatollahs oder ulumas befehlen, was ich zu tun habe oder mir von enthusiastischen Konvertiten eine politische Richtung vorschreiben. Religion muss zum Wohl aller dienen („Jedes Wesen ist perfekt geschaffen“, „Lebe in Frieden mit deinen Nachbarn“, „Vor Gott sind Mann und Frau gleich – da alles vor Gott geschieht, gibt es in keinem Bereich Unterdrückung“), auf dem freien Willen beruhen („Es darf keinen Zwang in der Religion geben“) und das Wachstum („Es ist die Pflicht eines Mannes und einer jeden Frau, nach Weisheit zu streben“) sowie die Verbreitung(„Lehrt, und hört zu!“) von Wissen fördern.*

Die Unterwerfung unter Allah ist der einzige Gradmesser für Tugendhaftigkeit eines Menschen – doch es zählt die Absicht dahinter. Angst vor göttlicher Strafe und der Versuch, Allahs Gunst zu erlangen sind egoistische Gründe! Deshalb müssen wir erkennen, warum eine Tat gut ist und wann etwas verboten ist, nicht nur kopflos irgendwelchen Gesetzen folgen. Das setzt Diskussion über Religion, Praxis und Normen voraus. Deshalb ist kontextuelle Interpretation der Liturgie nötig.
Der Islam ist kein starres Gebilde, sondern ein dynamisches Gesellschaftssystem.

Demzufolge müssen wir uns unter anderem folgende Fragen stellen:
- Was ist der Sinn eines Kopftuches, wie stark war überhaupt die im Qur'an erwähnte Verhüllung, für wen gilt sie, ist sie noch nötig, was bedeutet eigentlich bescheidene Kleidung? (Die Antworten hierfür findet ihr in meiner Artikelreihe über das Kopftuch, noch im Aufbau.)
- Wie ist das tatsächliche Verhältnis der Geschlechter?
- Wem dient welche (angeblich) Machtzuweisung?
- Welche politische Systeme sind möglich oder empfohlen?
- Was bedeutet es in einem Staat mit Gesetzen zu leben? Was wäre ein „Islamischer Staat“? Was ist mit Säkularismus?
- Was ist mit Menschenrechten?
- Was ist der Hintergrund der Nahrungsvorschriften?
- Wann ist Gewalt überhaupt erlaubt? Was sind die Ausnahmen?
- Ist Terror wirklich gerechtfertigt? Ist die Definition von Terrorismus eine Frage des Standpunkts? Was sind die alternativen Taktiken?

Die wichtigste Frage: Was ist der „Geist“ des Islam, welches sind die Kernbotschaften? Nur mit diesem Hintergrundwissen sind Analogieschlüsse, in der Moderne dringend erforderlich, erlaubt!
In diesem Sinne: ijtihad (unabhängige Vernunft) anstatt jihad (Gewalt im Namen des Glaubens)!

*Die Aussagen in Anführungszeichen sind keine direkten qur'anischen Zitate sondern nur authentische Zusammenfassungen bestimmter Botschaften – ohne jegliche ursprüngliche Interpretation.

Montag, 17. Dezember 2007

Lernen und Streben

Ein integraler Bestandteil des Islam ist die Gelehrigkeit. Es ist eine der Anweisungen Allahs, des Allwissenden, dass wir nach so viel Wissen wie möglichs streben sollten. Diese Verse beziehen sich nicht nur auf Glaubensfragen und schließen auch Frauen mit ein.

(Dabei sollten die Gläubigen natürlich aufpassen, nichts "sündiges" zu lernen, d.h. die Skripte von Pornofilmen beispielsweise sollte man nicht auswendig können. ;-) )

Dieses Gebot bedeutet aber auch, dass Frauen entgegen der Fatwas (Gutachten) einiger Rechtsgelehrter nicht nur auf die häusliche Sphäre beschränkt werden dürfen.

Sicherlich sind Rezepte und das Wissen um die Kindererziehung nötig (und selbst in der DDR gibt es hilfreiche, propagandistische Bücher diesbezüglich, obwohl frau ja ihren sozialistischen Mann stand) - aber alleinige Beschäftigung mit Kindern und Qur'an führt zu geistiger Verkümmerung.

Viele Immigrantinnen leben ein tristes Leben in der Wohnung, das einzige Buch der Qur'an, kein Radio, kein TV-Gerät, geschweige denn ein Computer. In dem Heimatland gibt es viel mehr Solidarität, die Frauen treffen sich, teilen Arbeit, Erziehung und Leid. Doch hier sind sie ganz allein.
Als ob sie alle eine angeborene Sünde hätten, die ihren Männern erlaubt, sie im Haus einsperren zu dürfen (...als geistlose Sexsklavinnen...), "bis sich Allah ihrer annimmt oder der Tod sie ereilt", wie es in einer Sure heißt.

Dürfen sie doch einmal raus, ignoriert man sie wegen des Kopftuchs beflissentlich.

Underneath the Veil

Denken und Glauben

Wo Verstand ist, da braucht es nicht viele Worte

Nicht jeder, der einen Bart trägt, ist schon ein Weiser. (arab. Sprichwort)

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